Nato-Generalsekretär appelliert an Türkei
Anhaltender Beschuss auf Karabach-Hauptstadt Stepanakert
Stepanakert. Im Konflikt um Bergkarabach werfen sich Armenien und Aserbaidschan gegenseitig gezielte Angriffe auf die Zivilbevölkerung vor. Der aserbaidschanische Präsidentschaftsberater Hikmet Hadschijew erklärte am Sonntagabend, armenische Streitkräfte hätten Raketenangriffe gegen »aserbaidschanische Zivilisten und zivile Infrastruktur« geflogen. Armeniens Regierung warf Aserbaidschan vor, in Stepanakert und weiteren Städten »bewusst die Zivilbevölkerung anzugreifen«. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg rief die Türkei am Montag bei einem Besuch in Ankara auf, ihren Einfluss auf Aserbaidschan zu nutzen, »um die Spannungen zu verringern«. Die Türkei ist ein wichtiger Unterstützer Aserbaidschans.
Nach armenischen Angaben bombardierten aserbaidschanische Soldaten am Sonntag erneut die Hauptstadt Bergkarabachs, Stepanakert. Der seit Freitag anhaltende Beschuss der Stadt, in der etwa 50 000 Menschen leben, wurde am Montag fortgesetzt. Aus Stepanakert sowie der Stadt Schuscha wurden Tote und Verletzte gemeldet. Das Außenministerium Bergkarabachs veröffentlichte Videos, in denen schwer beschädigte Wohnblöcke zu sehen waren, und warf Aserbaidschan vor, Streumunition verwendet zu haben. Baku wiederum erklärte, armenische Truppen hätten die zweitgrößte aserbaidschanische Stadt Gandscha bombardiert.
Eine Woche nach Beginn der heftigen Gefechte ist der Tonfall zwischen den Konfliktparteien deutlich schärfer geworden. Internationale Aufrufe zur Deeskalation und Vermittlungsangebote blieben bislang erfolglos. Aserbaidschans Staatschef Ilham Alijew forderte den Abzug aller armenischer Soldaten aus Bergkarabach. »Wir werden sie jagen wie Hunde«, drohte er. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz prangerte völkerrechtswidrige »wahllose und unverhältnismäßige Angriffe« auf Städte und Dörfer an, bei denen Schulen und Krankenhäuser beschädigt worden seien. Die Konfliktparteien müssten alles tun, um Zivilisten und zivile Infrastruktur zu schützen.AFP/nd Kommentar Seite 8
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