- Politik
- Coronavirus
Anhaltende Kritik an Beherbergungsverboten
Umstrittene Regelung zur Corona-Abwehr wird Thema bei Bund-Länder-Beratungen
»Köln ist Risikogebiet, Mainz ist Risikogebiet. Aus Köln darf man nicht nach Mainz fahren, aber aus Mainz darf man nach Köln fahren - weil wir im Moment andere Regeln haben. Das wird niemand mehr verstehen.« Armin Laschet (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, machte am Montag in einer Debatte um die von einigen Bundesländern verhängten Beherbergungsverbote eines deutlich: Im Augenblick läuft etwas schief mit der Vielzahl unterschiedlicher Anti-Corona-Maßnahmen.
Verbände, vor allem aus dem Tourismus und der Gastronomie, lassen kein gutes Haar an den Beherbergungsregelungen. Hinzu kommen Politiker der unterschiedlichsten Parteien sowie Mediziner, die den Nutzen der Maßnahmen in Zweifel ziehen. Zum Beispiel der Deutsche Hausärzteverband, der als Folge sogar ein wachsendes Gesundheitsrisiko sieht: »Die Hausarztpraxen sind derzeit mit der Versorgung ihrer Patientinnen und Patienten voll ausgelastet - gerade auch vor dem Hintergrund der beginnenden Infekt- und Grippeimpfzeit. Hinzu kommen jetzt Familien, die zu Recht in den Urlaub fahren wollen und um schnelle Coronatests bitten«, erklärte Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Hausärzteverbands. Dadurch steige nicht nur das Ansteckungsrisiko in den Arztpraxen, es gebe auch »kaum Kapazitäten dafür - weder personell noch hinsichtlich der Tests!«
Angesichts der anhaltenden Kritik an den Regelungen werden die Beherbergungsverbote laut Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch auch Thema bei den Beratungen der Ministerpräsidenten der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sein. Die Bundeskanzlerin werde sich die Argumente aller Seiten anhören. Dann werde man darüber zu diskutieren haben, was im Sinne der Hauptaufgabe, das Infektionsgeschehen nicht außer Kontrolle geraten zu lassen, das richtige Vorgehen sei.
Unterdessen schlägt der Deutsche Städte- und Gemeindebund vor, Kontrollen zu Coronaauflagen auf private Sicherheitsfirmen zu übertragen. Die Ordnungsämter hätten nicht genügend Kapazitäten für die »dringend nötigen massenhaften Coronakontrollen«, so Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg gegenüber der »Bild«-Zeitung. Im Rahmen der »Beleihung mit hoheitlichen Aufgaben« könnten die Mitarbeiter der privaten Dienste dann »in die Uniformen der Ordnungsämter schlüpfen und die Kontrollaufgaben übernehmen«. Mit Agenturen
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.