Gedenken an Samuel Paty

Nach Terrortat will Frankreichs Präsident Kampf gegen Radikalismus verstärken

  • Ralf Klingsieck, Paris
  • Lesedauer: 3 Min.

Auf Initiative der Lehrergewerkschaften fanden am Sonntagnachmittag auf dem Pariser Platz der Republik und auch in anderen Städten des Landes Demonstrationen statt, um die Verbundenheit mit den Werten der Republik und die Entschlossenheit zu bekunden, jeglicher Hetze und vor allem dem radikalen Islamismus entschlossenen Widerstand entgegenzusetzen.

Am Freitagabend war in Conflans-Sainte-Honorine bei Paris ein Lehrer erstochen und geköpft worden. Von Tatzeugen alarmierte Polizisten, die sofort die Verfolgung des Täters aufgenommen hatten und dabei waren, ihn zu stellen, wurden von diesem mit einem Messer und einer Schusswaffe angegriffen. Der 18-jährige Abdoullakh Anzorov, wurde daraufhin von ihnen erschossen. Bei dem Täter handelte es sich um einen in Moskau geborenen Tschetschenen, dem mit seinen Eltern in Frankreich politisches Asyl gewährt worden war. In einem Bekennervideo im Internet erklärte der Mörder unmittelbar nach der Tat, er habe den Lehrer »bestraft, weil er den Propheten beleidigt« habe.

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Präsident Emmanuel begab sich unmittelbar nach Bekanntwerden des Mordes zum Tatort, um der Familie des Opfers und seinen Lehrerkollegen sein Mitgefühl auszusprechen. Dabei erklärte er, dass diejenigen, die hinter diesem feigen Mord stehen und die Ideologie vertreten, die den Täter motiviert hat, »nicht durchkommen«. Die Kräfte, die sich zur Republik und ihren Werte bekennen, würden »eine entschlossene Abwehrfront« bilden. Für kommenden Mittwoch kündigte Macron eine nationale Ehrung für das Opfer an. Ferner erklärte er, dass das von ihm für Ende des Jahres angekündigte Gesetz über den Kampf gegen Separatismus und islamistischen Radikalismus vorgezogen und der Entwurf schon in Kürze dem Parlament zur Beratung und Abstimmung zugeleitet wird.

Der auf dem Heimweg von der Schule zu seiner nahen Wohnung ermordete 47-jährige Lehrer Samuel Paty war verheiratet und Vater eines Kindes. Bei den meisten seiner Schüler war er beliebt und von seinen Kollegen wurde er für seine pädagogische Arbeit geachtet. Vor Tagen hat er in einer Unterrichtsstunde zum Thema Bürgerrechte und Meinungsfreiheit unter anderem zwei Mohammed-Karrikaturen aus »Charlie Hebdo« gezeigt und mit der Klasse darüber diskutiert. Zuvor hatte er den Schülern angeboten, wegzusehen, falls sie nicht mit diesen Zeichnungen konfrontiert werden wollten.

Am folgenden Tag hat sich der Vater einer Schülerin bei der Schulleiterin beschwert und bei der Polizei Anzeige gegen den Lehrer wegen »rassistischer Hetze« erstattet. Der Vater wurde dabei von seinem angeblichen Cousin Abdelhakim Sfrioui begleitet, der der Polizei als radikal-islamistischer Agitator bekannt ist. Nach dem Mord hat die Polizei diese beiden Männer sowie die Angehörigen und Bekannte des Täters - insgesamt elf Personen - in Untersuchungshaft genommen.

Politiker aller Parteien haben den Mord und die ihm zugrunde liegende Ideologie verurteilt. Die rechte Opposition kritisiert die Regierung wegen angeblicher Nachgiebigkeit gegenüber islamistischer Hetze. Der sicherheitspolitische Sprecher der Republikaner Eric Ciotti forderte eine Verfassungsänderung per Referendum, um den Kampf gegen den Islamismus »glaubwürdig zu verstärken« und den Sicherheitskräften entsprechende Mittel in die Hand zu geben. Dagegen sprach sich der Vorsitzende der Sozialistischen Partei, Olivier Faure, dafür aus, die Schule als »Rückgrat der Republik« zu stärken.

Viele Franzosen muslimischen Glaubens verurteilten den Mord. Der Imam der Moschee von Bordeaux, Tareq Oubrou, erklärte: »Ich rufe alle Imame des Landes auf, sich bei ihren Predigten darüber im Klaren zu sein, welche Verantwortung sie tragen und welche Folgen ihre Worte für unreife junge Menschen haben können.« Premierminister Jean Castex kündigte am Sonntag »Sofortmaßnahmen« an, um die Sicherheitskräfte und das Schulwesen zu stärken.

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