Mehr prekäre Arbeit in der Fleischbranche

Kleine Anfrage der Linksfraktion bringt Zahlen ans Licht

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 2 Min.

Etwa sieben von zehn Beschäftigten in der Fleischindustrie arbeiten als Leiharbeiter*innen oder über Werkverträge. Werkvertragsunternehmen stellen in der Branche rechnerisch 63 Prozent der Beschäftigten und machen damit ein Drittel der Branche aus. Hinzu kommen - nach Selbstauskunft der Unternehmen - rund 7,5 Prozent Leiharbeiter*innen. Damit sind nur 29,5 Prozent der Arbeitenden in dieser Branche fest angestellt. Diese Zahlen sind Ergebnis einer Kleinen Anfrage der Linksfraktion zu den Arbeitsbedingungen in der Fleischwirtschaft.

Bisher war die Datenlage zur Fleischindustrie eher dürftig. Die Bundesregierung stützt sich in ihrer Antwort nun auf Zahlen der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe aus diesem Jahr und legt damit erstmals zu Werkverträgen Zahlen vor. Diese liegen noch höher als bisher angenommen.

Hinzu kommt: Beschäftigte in der Fleischindustrie haben 2019 durchschnittlich etwa 36 Prozent weniger verdient als der Durchschnitt der Gesamtwirtschaft. Auch sind die Einkommen zwischen 2008 auf 2019 weniger stark gestiegen als beim Rest. Zudem hat sich die Zahl der Auszubildenden in diesem Zeitraum um rund 60 Prozent verringert, während die Zahl der Beschäftigten insgesamt kontinuierlich ansteigt.

»Arbeit zu Dumpingbedingungen macht krank«, kritisiert die Sprecherin für Mitbestimmung und Arbeit der Linken, Jutta Krellmann, und fordert, das geplante Arbeitsschutzkontrollgesetz so schnell wie möglich zu beschließen. Doch der von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) vorgelegte Gesetzentwurf ist auf Eis gelegt. Nachdem er im Kabinett verabschiedet wurde, verschwand er vergangene Woche kurzerhand von der Tagesordnung des Bundestages. Der Grund: Die Union hat Redebedarf.

Denn die Fleischindustrie will das Gesetz verhindern, besonders die Leiharbeit will sie beibehalten. Begründet wird das mit der notwendigen Flexibilität etwa zur Grillsaison. Offenkundig bereitet sie sich aber darauf vor, bisherige Werkverträge über die Leiharbeit aufzufangen. Damit ist ihre Lobby nun bei der CDU/CSU auf offene Ohren gestoßen, sehr zum Missfallen der Koalitionspartnerin SPD.

»Wenn sich CDU und CSU weiter weigern, stellen sie den Profit der Fleischlobby über die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten und über die Verabredungen in der Koalition«, sagte SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Grünen-Politikerin Beate Müller-Gemmeke sprach davon, dass die »Regierungskoalition wieder einmal dabei ist, vor den Interessen der Fleischindustrie einzuknicken«. Auch Krellmann fordert ein Verbot von Werkverträgen und Leiharbeit. Werde nur ein Dumpingmodell untersagt, wichen die Arbeitgeber auf ein anderes aus. »Diesen Teufelskreis gilt es ein für alle Mal zu durchbrechen.« Kommentar Seite 8

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