Wien: Opposition fordert Aufklärung
Behörden hatten wichtige Hinweise vor dem Terroranschlag
Wien. Der beim Terrorangriff in Wien erschossene Attentäter war zuvor der slowakischen Polizei beim versuchten Munitionskauf aufgefallen. Das sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch dem slowakischen TV-Sender TA3. Die Polizeidirektion in Bratislava schrieb auf Facebook: »Die slowakische Polizei erhielt im Sommer die Information, dass verdächtige Personen aus Österreich versuchten, in der Slowakei Munition zu kaufen. Es gelang ihnen aber nicht, den Kauf zu realisieren.« Die Information sei sofort der Polizei in Österreich übermittelt worden. Weitere Angaben wolle man nicht machen, um die Ermittlungen in Österreich nicht zu gefährden.
Die oppositionelle SPÖ forderte vom Innenministerium daraufhin Aufklärung. »Was ist mit diesen Informationen dann passiert? Wie kann es sein, dass der Innenminister dann nicht sofort tätig wurde?«, fragte SPÖ-Fraktionschef Jörg Leichtfried. Als Reaktion auf den Anschlag wird der Nationalrat am Donnerstag zu einer Sondersitzung zusammentreten. Bei der Terrorattacke am Montagabend waren vier Menschen getötet worden, darunter eine 24-jährige deutsche Kellnerin.
Die Terrormiliz Islamischer Staat teilte mit, ein »Soldat des Kalifats« habe den Anschlag verübt. Ob er Komplizen hatte, ist unklar. 14 Menschen aus seinem Umfeld waren vorläufig festgenommen worden.
Österreichs Behörden müssen sich fragen lassen, warum der österreichisch-nordmazedonische Doppelstaatler den Anschlag überhaupt verüben konnte. Der 20-Jährige war im April 2019 wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu 22 Monaten Haft verurteilt worden, nachdem er versucht hatte, nach Syrien auszureisen und sich dem IS anzuschließen. Er wurde aber bereits Anfang Dezember 2019 vorzeitig entlassen. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sagte im ORF: »Die Entscheidung, dass der Täter freigelassen wurde, war definitiv falsch.« Wichtig sei nun die Suche nach Komplizen.dpa/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.