Zoff um die Fahrkarte

Studierende in Berlin und Brandenburg lehnen die geplante Preiserhöhung beim VBB-Semesterticket entschieden ab

  • Maximilian Breitensträter
  • Lesedauer: 3 Min.

»Wir unterschreiben nichts, was wir unseren Kommilitoninnen und Kommilitonen nicht vermitteln können«, sagt Matthias Weingärtner, Verhandlungsführer für die Berliner Studierendenschaft in Sachen Semesterticket. Am Sonntag war eine Frist des Verkehrsverbundes Berlin Brandenburg (VBB) ausgelaufen, mit der dieser den Studierenden sprichwörtlich die Pistole auf die Brust setzen wollte. »Entweder ihr stimmt unserer Preiserhöhung zu oder ihr bekommt überhaupt kein Semesterticket mehr«, beschreibt Weingärtner gegenüber »nd« die Entscheidung, vor der er und seine Kommilitonen der »Interessensgemeinschaft Semesterticket« standen.

»Es ist schon eine Frechheit, wie der VBB agiert«, sagt Weingärtner. Die VBB-Pläne sehen einen neuen Drei-Jahres-Tarif vor, mit dem die Semesterticketpreise im ersten Jahr um fünf oder sechs Euro pro Semester steigen sollen. Auf das Jahr gerechnet wäre das ein Plus von 15 oder 18 Euro, je nach Standort der Hochschule. Derzeit liegt der Ticketpreis zwischen 280 und 387 Euro.

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Statt dem Preisanstieg zuzustimmen, haben die Studierenden einen Offenen Brief an ihre Kommilitonen geschrieben. Darin wird zum Widerstand gegen die VBB-Pläne mobilisiert und um Unterstützung für die eigene Position geworben. Die heißt: Keine Preiserhöhung 2020 und langfristig ein Studi-Jahresticket für 365 Euro, wie es auch Auszubildende dank Landeszuschüssen bekommen.

»Als Studierende sind wir dazu bereit, einen adäquaten Semesterticketpreis zu bezahlen«, sagt Weingärtner. »Die aktuell geforderte Preiserhöhung, mit der der VBB offenbar seine Einnahmeausfälle durch die Coronakrise kompensieren will, sind aber unerhört«, so der Student. Denn das Semesterticket, so seine Argumentation, müsse von jedem in Berlin und Brandenburg eingeschriebenen Studierenden bezahlt werden - egal, ob er oder sie den Öffentlichen Nahverkehr überhaupt nutzt. »In der Pandemie, in der unsere Vorlesungen zumeist digital stattfinden und wir gar nicht in die Hochschulen fahren, einen solchen Preisanstieg durchzuboxen, geht gar nicht.«

Die Gespräche mit dem Verkehrsverbund seien im August im Sande verlaufen, sagt der Verhandlungsführer. Danach habe man kein Angebot mehr erhalten. »Die Gespräche sind noch nicht abgeschlossen«, so Weingärtner. Statt mit Deadlines zu drohen, solle der VBB zum Verhandlungstisch zurückkehren. »Ohne unsere Unterschrift können sie nichts machen und ich glaube nicht, dass der VBB auf die sichere Einnahmequelle Semesterticket einfach so verzichten will.«

VBB-Sprecher Joachim Radünz kann die Aufregung der Studierendenschaft nicht nachvollziehen. »Seit drei Jahren hat sich der Semesterticketpreis nicht erhöht«, sagt er. Die jetzt angesetzte Preiserhöhung sei moderat. »Wir können nicht allen anderen Fahrgästen Erhöhungen zumuten und nur den Studierenden nicht«, sagt Radünz mit Verweis auf die gestiegenen Kosten für die Verkehrsunternehmen. »Das wäre unsolidarisch.« Auch hätten bereits vier Brandenburger Hochschulen den VBB-Plänen zugestimmt hätten.

Welche das sein sollen, lässt Radünz offen. Von studentischer Seite wurde die Zustimmung der Hochschulen dementiert. »Ich kann den Unmut über jede Preiserhöhung verstehen, aber das ist wirklich ein guter Tarif«, sagt der VBB-Sprecher. Mit dem angestrebten Preisplus könne ein Studierender für nicht mehr als 405 Euro im Jahr das gesamte Verbundsystem nutzen. Auch nach dem Ablaufen der Frist vom Sonntag sei der VBB weiter an Gesprächen mit den Studierenden interessiert, sagt Radünz.

Zu erneuten Verhandlungen mahnt auch die Politik. »Ein Scheitern der Verhandlungen wäre sowohl für die Verkehrsunternehmen als auch für die Studierenden ein Desaster«, sagt Clemens Rostock, verkehrspolitischer Sprecher der grünen Landtagsfraktion in Brandenburg. Rostock hält eine Anlehnung der Preise für Semestertickets an die der Azubitickets für durchaus vorstellbar.

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