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Krise als Chance, aber nicht für alle
Ulrike Henning über den schnell verworfenen Rechtsanspruch auf Arbeit im Homeoffice
Um ihre Produktion auch unter Corona-Bedingungen fortzuführen, ließen sich viele Unternehmen auf die Möglichkeit der Arbeit im Homeoffice ein. Dieses Einschwenken hat nichts mit einer völlig neuen Liebe zu den Beschäftigten zu tun, um diese vor Ansteckungsgefahren auf dem Weg zur Arbeit und dortselbst zu bewahren. Es ist ein Kompromiss, um bei der Lohnarbeit zu retten, was zu retten ist.
Dass frühere Bedenken etwa zur mangelnden Kontrolle der Belegschaft erst einmal beiseite geschoben wurden, heißt nicht, dass das Arbeiten von zu Hause nun allseits akzeptierte Tendenz für die Zukunft ist. Wenn es besser passt, werden Mitarbeiter zurück in Büros und Firmen getrieben, dieses Recht zur Aufenthaltsbestimmung will kein Unternehmen aufgeben. Nicht einmal für zwei Tage pro Monat soll ein Rechtsanspruch auf die Arbeit zu Hause zugelassen werden. Diesen zahmen Vorschlag legte der Arbeitsminister auf den Tisch. Wie ernst das gemeint war, lässt sich am schnellen Einlenken bei dem ersten Widerspruch seines Kollegen aus dem Wirtschaftsressort erkennen.
Möglicherweise wird von Heils Vorschlag nicht einmal der Erörterungsanspruch der Beschäftigten zu dem Thema bleiben. Das müde und sehr kurze politische Hickhack zeigt erneut, dass Menschen in abhängiger Beschäftigung nichts von dieser Bundesregierung erwarten sollten. Ihre Rechte in Bezug auf die Arbeit zu Hause werden sie betriebs- oder branchenweit einfordern müssen, vom Schutz vor Überdehnung der zeitlichen Verfügbarkeit bis hin zur Kommunikation mit den Kolleginnen und Kollegen. Insofern haben die Bundesminister immerhin ein weiteres Argument für die Notwendigkeit von Gewerkschaften geliefert.
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