Werbung

Das Muster der Borussia

Mönchengladbach verschenkt auch gegen Augsburg den Sieg

  • Andreas Morbach, Mönchengladbach
  • Lesedauer: 3 Min.

Augsburgs Cheftrainer Heiko Herrlich war so erfreut über den späten Ausgleich seiner Mannschaft im Borussia-Park, dass er - Ellenbogen voraus - dem Vierten Offiziellen Markus Schmidt nach dem Abpfiff regelrecht entgegen hüpfte. Deutlich reservierter trabte sein Kollege Marco Rose auf den Unparteiischen aus Stuttgart zu. Die mäßige Stimmung beim Gladbacher Übungsleiter war verständlich: Beim dritten Heim-1:1 in der noch jungen Bundesligasaison hatte sein Team zum dritten Mal einen Vorsprung verspielt. Schon oft in diesem Herbst raubten die Gegner der Fohlenelf die Punkte kurz vor Schluss - diesmal traf der Ex-Schalker Daniel Caligiuri für den FCA in der 88. Minute.

Inzwischen haben die Niederrheinischen in der laufenden Runde sechs Treffer in der Schlussviertelstunde kassiert - so dass Rose nun eine grundsätzliche Einschätzung revidieren musste. »Vor ein paar Wochen habe ich mal gesagt, es gebe da kein Muster. Aber ein Muster ist jetzt schon zu erkennen: Wir werden in bestimmten Situationen kurz passiv, vor allem auf dem Flügel, und lassen Flanken zu«, monierte der 44-Jährige, der mittlerweile einsehen muss: »Ich weiß, dass es viele späte Gegentore sind. Möglicherweise spielt das bei dem einen oder anderen auch eine Rolle.«

Gut für alle Gladbacher Köpfe war an diesem grauen Novembertag immerhin das Comeback von Mittelfeldakteur Denis Zakaria - nach über acht Monaten. Eine Minute nach Caligiuris Ausgleichstreffer kam der Schweizer Nationalspieler für Borussias Torschützen Florian Neuhaus in die Partie, war bei seiner Kurzarbeit auch sofort ein belebendes Moment im Team der gegen Ende sogar leicht panischen Hausherren. »Dass er zurück ist, ist wichtig für ihn und für uns. Er ist ein Schlüsselspieler in unserem Spiel, den wir lange vermisst haben«, kommentierte Rose.

In den nächsten neun Tagen mit weiteren Heimspielen in der Champions League gegen Donezk am kommenden Mittwoch und Inter Mailand am Dienstag darauf sowie zwischendurch in der Bundesliga gegen den FC Schalke 04 wird Zakaria wohl immer wieder zu Kurzeinsätzen kommen. Eine zusätzliche und womöglich entscheidende Option - zumal ungewiss ist, wann Rose wieder auf die positiv auf Covid-19 getesteten Profis Alassane Pléa und Ramy Bensebaini zurückgreifen kann.

Wegen des straffen Programms bliebe gar nicht groß Zeit, sich über die vielen spät verschenkten Siege auf nationaler und internationaler Ebene zu ärgern, meinte Gladbachs Coach - den es aber schon sehr grämt, in der Liga bereits sechs Punkte hinter die Bayern-Jäger Dortmund und Leverkusen zurückgefallen zu sein. Nach dem frühen 1:0 durch Neuhaus vergaben Patrick Herrmann und Breel Embolo (drei Mal) allerbeste Gelegenheiten, die Führung auszubauen. Zudem ließ Roses Ensemble nach der Gelb-Roten Karte gegen Gästespieler Raphael Framberger ein fast halbstündiges Überzahlspiel regelrecht versickern.

Die Strafe war der späte Nackenschlag für die Gladbacher Musterknaben durch Caligiuri. »Mittlerweile ist es ein schmerzhafter Lernprozess - weil wir sehr viel wegschenken und abgeben«, seufzte Rose dazu. »Ein bisschen schläfrig«, fand Borussias Mittelfeldakteur Christoph Kramer das eigene Team, Keeper Sommer schimpfte über das nächste Gegentor kurz vor Schluss: »Das kann kein Zufall mehr sein, wenn es so oft passiert.« Und Augsburgs Bank-Chef Herrlich verabschiedete sich mit dem fast schon gemeinen Hinweis Richtung Schwaben: »Ich habe meiner Mannschaft in der Halbzeit gesagt, dass sie an sich glauben soll. Die Statistiken zeigen ja, dass Borussia Mönchengladbach immer viele Gegentore spät bekommen hat.«

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -