- Kommentare
- ÖPNV in Berlin
Nahverkehr in Bedrängnis
Die Coronakrise verschärft Investitionsproblem, meint Nicolas Šustr
Arme, Alte, Arbeitslose, Ausländer, Asoziale - diese Menschen wurden, wenig politisch korrekt - noch in den 1980ern Jahren als die Zielgruppe von Bussen und Bahnen angesehen. Dementsprechend war das Angebot eher Notversorgung denn gute Dienstleistung. Mit dem Ausbau von Strecken und Kapazitäten wandelte sich langsam das Bild. Auch wohlhabendere Nutzerinnen und Nutzer begannen, die Vorteile zu schätzen.
Doch der Niedergang setzte mit den fehlenden Investitionen ein. Zu wenig Züge und Busse, oftmals auch noch ungepflegt, sowie zunehmende Unzuverlässigkeit wegen fehlender Infrastruktur und Bevorrechtigung vor dem Individualverkehr sorgten für Verdruss. Die Coronakrise erzeugt nun den Knall. Sehr oft hört man in den Bahnen in den letzten Monaten Gespräche über den bevorstehenden Autokauf. Manche haben die Abkehr vom ÖPNV bereits vollzogen. Gerade in den Abendstunden gleichen wegen verfehlter Sozialpolitik die S-Bahnen in Berlin manchmal eher rollenden Obdachlosenheimen. Das vergrault weitere Fahrgäste.
Wenn die Verkehrswende gelingen soll, muss schnell sichtbar in die Qualität und Kapazität von Bussen und Bahnen investiert werden. Denn nur zu Fuß und auf dem Fahrrad wird sie nicht zu schaffen sein.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.