London im Gleichschritt mit Berlin

In Großbritanniens Hauptstadt wurde ein strenger Lockdown ab Mittwoch verhängt

  • Peter Stäuber, London
  • Lesedauer: 3 Min.

In der britischen Hauptstadt und den umliegenden Gebiete steigen die Corona-Fälle schnell - ab Mittwoch gilt die höchste Alarmstufe, der Alltag wird erneut lahm liegen. Die Regierung ist unter Druck, den Lockdown auch über Weihnachten beizubehalten.

London ist wieder im Lockdown. Ab Mittwoch gilt in der Hauptstadt die höchste Stufe der Einschränkungen, das heißt: Pubs, Restaurants, Theater, Kinos und die meisten Shops machen die Läden zu. Auch in weiten Teilen von Südostengland werden dieselben Restriktionen verhängt. Grund sind rasant ansteigende Corona-Fallzahlen in den vergangenen Wochen. Allein in London wurden zwischen dem 5. und dem 11. Dezember fast 24 000 positive Covid-19-Patienten registriert. Gesundheitsminister Matt Hancock sprach am Montag von einem »schnellen, exponentiellen« Zuwachs an neuen Fällen, der eine sofortige Antwort erfordere.

Verantwortlich für den Ausbruch im Südosten Englands könnte eine neue Covid-Variante sein. Hancock sagte, dass in fast 60 Lokalitäten eine neue Mutation des ursprünglichen Virus entdeckt worden sei. »Erste Analysen haben ergeben, dass sich diese Variante schneller ausbreitet als die bestehende Variante«, sagte der Minister; die Behörden hätten bereits über 1000 Patientinnen und Patienten identifiziert, die an dieser Mutation erkrankt sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sei informiert worden.

Der Gesundheitsminister fügte jedoch hinzu, dass es keine Hinweise gebe, dass diese Variante eine schwerere Krankheit verursache oder nicht auf die Impfung reagiere. »Dennoch müssen wir wachsam bleiben«, sagte Hancock.

Bestätigte Covid19-Neuinfektionen in Deutschland

Die Verschärfung der Corona-Beschränkungen in London erfolgt eine Woche vor der angekündigten Lockerung über die Feiertage. Laut derzeitigen Plänen dürfen sich vom 23. bis zum 27. Dezember drei verschiedene Haushalte in Innenräumen treffen. Allerdings haben sich in den vergangenen Tagen die Stimmen gehäuft, die diesen Plan für zu riskant halten. Am gewichtigsten ist die Warnung von zwei renommierten Fachzeitschriften: Am Dienstag veröffentlichten das British Medical Journal und das Health Service Journal ein gemeinsames Editorial, in dem sie fordern, die Restriktionen über Weihnachten beizubehalten.

»Wir glauben, dass die Regierung kurz davor steht, einen weiteren Fehler zu begehen, der viele Leben kosten wird«, schreiben die Autoren. Sie warnen, dass gemäß dem derzeitigen Trend zum Jahresende 19 000 Covid-Patientinnen und Patienten in englischen Krankenhäusern liegen werden - so viele wie auf dem Höhepunkt der letzten Welle im April. Die Regierung habe im Frühling und im Herbst zu lange gezögert, um die Beschränkungen einzuführen, steht im Editorial. Sie solle die »leichtsinnige« Entscheidung, Kontakte zwischen mehreren Haushalten zuzulassen, überdenken. Stattdessen sollten die Feiertage genutzt werden, um die Fallzahlen »vor einer wahrscheinlichen dritten Welle« auf ein Minimum zu bringen.

Viele Politiker haben sich der Forderung nach schärferen Regeln über angeschlossen. Sadiq Khan, der Londoner Bürgermeister, sagte, die Regierung solle den Vorgaben der Wissenschaftler folgen und den Lockdown so weit wie möglich beibehalten. Auch mehrere von Boris Johnsons Parteikollegen mahnten zu mehr Vorsicht. Der Tory-Abgeordnete Tobias Ellwod sagte, die Regierung sollte noch mal über die Bücher gehen, »sodass wir nicht das neue Jahr mit einer dritten Welle beginnen.« Bislang besteht die Regierung darauf, dass sie keine Kehrtwende einleiten will - aber einige Regierungsmitglieder sagten gegenüber der Presse, dass das Kabinett tatsächlich erwäge, die Regeln über die Festtage zu verschärfen.

Seit dem Ende des Teil-Lockdowns gilt in England wieder ein Stufensystem, in dem je nach Infektionslage unterschiedlich strenge Regeln gelten. In der mittleren Stufe, in der London bislang war, durften sich etwa bis zu sechs Personen in den Außenbereichen von Pubs treffen und Angehörige eines Haushalts Restaurants besuchen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.