... schleicht sich Gram un Sorg verbei

Corona-Folgen für die regionale Wirtschaft bislang schwer absehbar

  • Lesedauer: 2 Min.

Singen wird der Wirtschaft im Erzgebirge gegen Corona nicht helfen. Zwar behauptet Anton Günther (1876 bis 1937), der berühmteste Mundartdichter der Region: »Dort wu klinge lustge Lieder / schleicht sich Gram un Sorg verbei«. Für die Bewältigung der Pandemie aber geben andere Faktoren den Ausschlag. Das ifo-Institut Dresden etwa erwartet, dass Corona generell »zu mehr Arbeitslosigkeit im Osten und im tiefen Westen« führt, rechnet aber mit einer regional differenzierten Entwicklung abhängig zum Beispiel von der Wirtschaftsstruktur. Ein hoher Industrieanteil wirke sich wegen der Kurzarbeiterregelung günstig aus.

Gut für das Erzgebirge: Dort sind 33 Prozent der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe tätig, sagt die Wirtschaftsförderung Erzgebirge (WFE) und spricht von einem »starken Industriestandort im Grünen«. Im Oktober lag die Arbeitslosenquote im Landkreis bei 4,6 Prozent, so niedrig wie nirgends in Sachsen. Während der ersten Coronawelle waren von März bis Mai 62 000 Beschäftigte in Kurzarbeit, davon fast 33 000 im verarbeitenden Gewerbe und 6000 im Gastgewerbe. In dieser Branche arbeiten drei Prozent der Beschäftigten im Erzgebirge.

Die Arbeitsbedingungen in der Region gelten als nicht sehr attraktiv; eine Studie der Arbeitsagentur sah sie beim Medianlohn mit 2301 Euro im Monat bundesweit auf dem vorletzten Platz. Der DGB beklagt Folgen langjähriger Niedriglohnstrategie und geringer Tarifbindung. Die WFE, die auch Fachkräfte für die Region anwirbt, sieht das als »Zerrbild«. Die verfügbaren Einkommen seien in zehn Jahren um 30 Prozent gestiegen. Sie lägen jetzt mit 20 492 Euro je Haushalt und Jahr im bundesweiten Mittelfeld - bei eher niedrigen Kosten zur Lebenshaltung. hla

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