Aufatmen

Daniel Lücking findet Böllerverbote hilfreich

  • Daniel Lücking
  • Lesedauer: 2 Min.

Rücksichtslosigkeit wurde im Laufe der Coronakrise immer wieder ein Thema. Nicht sich selbst, sondern andere galt es zu schützen und das fiel zahlreichen Menschen offenbar sehr schwer. Beim Böllerverbot scheint das nicht anders zu sein. Umweltbelastung, Geldverschwendung? Keine Einsicht erzielbar - es braucht ein Verbot.

Die Gegenposition zu diesem Kommentar vertritt Christian Klemm hier.

Vor einigen Jahren wäre mir die Diskussion noch egal gewesen, doch mittlerweile verlangt mir die Böllerei zum Jahresende einiges ab. Nicht Silvester ist dabei das Problem, sondern die Scheißegal-Haltung vieler Böllernder, die meist unmittelbar mit Beginn des Feuerwerksverkaufs ab dem 28. Dezember einsetzt. Zwar drohen Bußgelder bis zu 50 000 Euro, wenn vor oder nach den erlaubten Tagen Silvester und Neujahr geböllert wird - doch wirklich zu fürchten scheint das niemand.

Für mich gleichen die Tage bis in den Januar hinein einem Spießrutenlauf. Unvorhersehbar kracht, knallt und rumst es beispielsweise im Berliner Wedding, wie ich es nur aus den Kriegsgebieten als Soldat kenne. Das sorgt bei mir für Anspannung und Dauerstress, der sich in dieser Zeit auch mit Schlafstörungen und Albträumen bemerkbar macht. Den Umgang mit einer solchen Traumatisierung kann man lernen, aber letztlich bleibt oft nur die Vermeidung der Situationen, die belasten.

Meine persönliche Strategie dafür fällt im Jahr der Coronakrise leider aus. Gewöhnlich verbringe ich die kritischen Tage auf dem Chaos Communication Congress. Die Hallen, von den Hacker*innen in Leipzig liebevoll gestaltet, waren in den letzten Jahren ein Safespace - mein sicherer Ort. Ein Messegelände bleibt frei von Böllerei und Explosionen. Statt Hunderte Euro in die Luft zu ballern, schaffen Menschen mit viel Licht und Technik einen Raum, in dem Rücksicht das erklärte Ziel ist. Gerne zahle ich für Ticket und Unterkunft und entgehe damit der Idiotie der Böllerei. Da aber der Kongress in diesem Jahr virtuell stattfindet und Reisen an ruhigere Orte nicht erlaubt sind, bleibt nur die Hoffnung, dass das Verkaufsverbot wirkt.

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