Mann vom Fach

  • Peter Steiniger
  • Lesedauer: 2 Min.

Einen lang gedienten Diplomaten hat der künftige US-Präsident für die Spitze des Auslandsgeheimdienstes ausgewählt. Die Entscheidung steht für Joe Bidens Festhalten an den langfristigen Strategien der Supermacht im globalen Konkurrenzkampf. Einmal mehr belegt die Personalie William »Bill« Burns die enge Verzahnung des Außenministeriums der USA mit der auf Spionage und Umstürze spezialisierten Agency. Doch so weit wie Burns hat es in Langley noch kein früherer Diplomat geschafft. Er folgt auf Gina Haspel, die sich in der CIA hochgefoltert und damit bei Donald Trump empfohlen hatte. Dessen mit ihm in Kürze scheidender Chefdiplomat Mike Pompeo war bis März 2018 ein weiterer Vorgänger von Burns als CIA-Boss.

Der 1956 in Fort Bragg in North Carolina geborene William Joseph Burns stammt aus einer Offiziersfamilie und ließ auf ein Geschichtsstudium in Pennsylvania und in Quebec eines in Internationalen Beziehungen an Englands renommierter Oxford-Universität folgen. Nach Eintritt in den diplomatischen Dienst 1982 stieg er kontinuierlich die Karriereleiter empor und erwarb sich den Ruf eines Nahost-Experten. 1998 wurde er als Botschafter nach Jordanien entsandt, 2005 übernahm er den Spitzenjob des Repräsentanten der Vereinigten Staaten in Moskau. Der bisherige Höhepunkt seiner Karriere war seine Berufung zum stellvertretenden Außenminister unter Barack Obama von 2011. Dieses Amt hatte er bis 2014 inne. Zuletzt überwinterte Burns als Leiter in der Denkfabrik Carnegie-Stiftung für internationalen Frieden.

Das internationale Atomabkommen mit dem Iran 2015 wurde von Burns mit eingefädelt. Nun kann er an anderer Front mit Teheran Signale austauschen. »Er teilt meine Grundüberzeugung, dass ein Geheimdienst unpolitisch sein muss«, erklärte Biden seine Wahl von Burns. Wahrscheinlich haben beide auch denselben Sinn für Ironie.

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