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Lüftwaffe an der Fensterfront

Bundeswehr soll auch in Pflegeheimen bei Pandemiebekämpfung helfen - weitere Impfzentren öffnen

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 3 Min.

Bis zu 200 Soldaten der Bundeswehr helfen in den Berliner Pflegeheimen ab sofort auch bei den Corona-Schnelltests. Sie sollen überdies das Lüften in den Zimmern der Bewohner*innen übernehmen und bei der Verteilung von Desinfektionsmaterial behilflich sein. Das seien Aufgaben, die das reguläre Pflegepersonal zeitlich zusätzlich belasten, erklärte Barbara König, Staatssekretärin der Gesundheitsverwaltung, am Montag im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses. »Die Bundeskanzlerin hat sich letzte Woche an die Kommunen und an die Länder gewandt mit der Idee, Bundeswehrsoldaten auch bei den Schnelltestungen einzusetzen in den Heimen. Das haben wir gerne aufgegriffen, und auch sehr rasch«, sagte König.

Die Tatsache, dass noch immer 60 Prozent der Menschen, die in der Hauptstadt an und mit einer Covid-19-Erkrankung sterben, in Pflegeeinrichtungen leben, besteht nach wie vor. Erst seit wenigen Tagen laufen die zweiten Impfungen zur Immunisierung der Bewohner*innen, von den Beschäftigten sind von 23 000 bislang 9000 erstgeimpft, erklärte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD). Während Kalayci die Impfbereitschaft der Pflegenden in der Hauptstadt lobte, kritisierten Politiker*innen von CDU und Grünen, dass diese dafür lange Anfahrtswege zum bis Freitag einzigen Impfzentrum in der Treptower Arena auf sich nehmen mussten.

Kalayci entgegnete, man habe nicht genügend Impfstoff zur Verfügung gehabt, um die Mitarbeiter*innen direkt in den Pflegeheimen mitimpfen zu lassen. Sie finde die Wege zumutbar, meint die Senatorin und verwies auf die steigende Zahl von Impfstandorten. »Die Arbeitgeber sollten da kulant sein und die Pflegekräfte unterstützen«, den Aufwand auf sich zu nehmen. Sowohl am Erika-Hess-Eisstadion in Wedding als auch am ICC an der Messe haben die Impfzentren ihre Arbeit aufgenommen.

Schwerer wiegt gegenüber der Impfdebatte der Vorwurf, dass Beschäftigte oder auch Besucher*innen in den Einrichtungen noch immer nicht ausreichend auf eine Covid-19-Infektion getestet würden. Man brauche eine lückenlose Testung und Testpflicht in allen Pflege- und Altenheimen, forderte im Ausschuss sowohl die CDU-Opposition, als auch der Vorsitzende des Ausschusses, Wolfgang Albers von der Linkspartei. Derzeit werden Beschäftigte routinemäßig alle zwei Tage getestet, Bewohner*innen hingegen deutlich seltener. Kalayci entgegnete, es gebe eine Testpflicht für Beschäftigte, und die werde auch umgesetzt. Davon würde man sich seitens der Heimaufsicht und der Gesundheitsämter regelmäßig überzeugen. Vier Millionen Schnelltests seien an stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen ausgeben worden. »Die reichen« erklärte Kalayci auf die Frage, ob dies genug sei für eine flächendeckende Anwendung.

Sie setze im Falle von Ausbrüchen auf Besuchseinschränkungen, bis die »Durststrecke« bis zur zweiten Impfung geschafft sei, betonte die Gesundheitssenatorin auf Nachfrage. Der Schutz der Bewohner*innen müsse in solchen Fällen verschärft werden. Das betreffe Heime wie auch Kliniken.

Kalayci kritisierte ihrerseits, dass es bei den Lieferungen des Impfstoffs von Biontech und Pfizer nach wie vor große Unsicherheit gebe. Die Nachricht vom vergangenen Freitag, dass der Lieferplan nicht sicher sei, sei ein Schock gewesen. Die Lieferung an diesem Montag sei gewiss, die am kommenden aber nicht, so die Senatorin, die »Kommunikationsprobleme zwischen Pfizer und Bundesgesundheitsministerium« bemängelte. »Wir müssen wissen, wie viel wir im zweiten Quartal bekommen«, sagte sie und forderte verlässliche Angaben. Der Plan von Moderna hingegen sei stabil.

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