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Profit wichtiger als Patienten
Bericht zu Corona-Ausbruch in Potsdamer Bergmann-Klinikum veröffentlicht
Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten und gestorbenen Brandenburger stieg am Donnerstag um 38 auf 2017. Auf Potsdam entfallen 171 Todesfälle. Mehr oder weniger ist die Situation überall besorgniserregend. Das war während der ersten Welle der Pandemie im Frühjahr 2020 noch anders. Damals stach Potsdam negativ heraus. Allein 45 Patienten des kommunalen Ernst-von-Bergmann-Klinikums starben bis zum 2. April des Jahres, nachdem am 8. März erstmalig das Coronavirus bei einem Patienten nachgewiesen wurde. Behandelt werden in dem Klinikum Einwohner der Stadt und des Umlandes.
Es kann passieren, dass in einer Klinik eine Infektionskrankheit ausbricht. Wichtig ist dann aber, die Ausbreitung durch geeignete Maßnahmen schnell einzudämmen. Das gelang damals nicht. 59 Mitarbeiter und 99 Patienten haben sich angesteckt. Die Leitung gab sich zu lange der Illusion hin, dies sei alles außerhalb geschehen. Nur von dort werde das Virus hineingetragen. Ein folgenschwerer Irrtum. Schließlich knallte es. Der Geschäftsführer wurde ausgewechselt, die Aufnahme von Patienten bis auf wenige Ausnahmen gestoppt, die Justiz ermittelt. Eine unabhängige Expertenkommission unter Leitung von Ex-Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) und Medizinprofessor Frank T. Hufert sollte untersuchen, wie es dazu kommen konnte. Nun wurde der Abschlussbericht veröffentlicht, der 79 Seiten zählt, plus 40 Seiten Anhang.
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Monatelang befragte die zwölfköpfige Kommission Mitarbeiter und wälzte Unterlagen. 2.500 Dokumente standen ihr zur Verfügung. Das Ergebnis: Es wurden vor und während der Pandemie zahlreiche Fehler gemacht. Ein Grundproblem bestand darin, dass die Klinik möglichst Überschüsse erwirtschaften und an die Stadt abführen sollte, obwohl oder vielleicht auch weil sie 2005 von der Unternehmensberatung McKinsey als Sanierungsfall eingestuft wurde. Danach wurde das Klinikum auf Gewinne getrimmt, zulasten der Reinigung und der Hygiene, die zunehmend nicht mehr so wichtig genommen wurden. Leider orientierte die Leitung darauf, Therapien einzusetzen, für die Krankenkassen ordentlich etwas springen lassen. Scheinbar hatte der Kurs Erfolg. Doch wurde laut Bericht nicht ausreichend darauf geachtet, ob neue Bereiche und Leistungen effizient sein können.
Ärzte gab es zwar genug, wenn man der Kommission Glauben schenkt, doch durften diese wenig entscheiden. Das letzte Wort hatte die kaufmännische Sichtweise. So wurden Zimmer überbelegt, Betten mit geringem Abstand aufgestellt und Patienten vor und nach dem Wochenende hin und her verlegt, um mit möglichst wenig Pflegepersonal auszukommen, denn daran fehlte es. Das begünstigte eine Ausbreitung von Infektionen - und die Geschäftsführung hatte aus Vorkommnissen in der Vergangenheit wenig bis nichts gelernt. Das Betriebsklima war nicht dazu geeignet, Kritik und gut gemeinte Hinweise aufzunehmen. Außerdem begünstigte der teils behelfsmäßig ausgebaute Gebäudekomplex die Ausbreitung von Covid-19. Es gab beispielsweise zu viele Ein- und Ausgänge, als dass sich hätte gut kontrollieren lassen, wer rein- und rausgeht. Die Experten, zu denen ein Architekt zählte, empfehlen nun auch, das Klinikum mindestens stark umzugestalten, vielleicht sogar auf der grünen Wiese völlig neu zu errichten. Soweit kurz zusammengefasst und keineswegs zugespitzt die Befunde der Kommission, die hart klingen, aber fair. Denn es wird auch ausdrücklich hervorgehoben, an welchen Stellen das Personal bei allem Engagement zu wenig ausrichten konnte, weil es Strukturprobleme gab und außerdem - dies an die Adresse der Politik - Finanzierungszwänge.
Dass der Bericht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, stand keineswegs von Beginn an fest. Noch Anfang der Woche sollte er lediglich den Stadtverordneten und der Staatsanwaltschaft zur Kenntnis gegeben werden. »Es ist wichtig, den eingeschlagenen Weg der Neuausrichtung des Klinikums mit einem transparenten Umgang mit dem Bericht fortzusetzen«, sagt Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). »Es geht darum, weitere Lehren zu ziehen.«
Kommissionschefin Anita Tack greift ein Beispiel heraus und empfiehlt: »Die Arbeit des Aufsichtsrats muss wesentlich qualifiziert werden.«
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