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Die Kinder der Revolution

Als die Revolution ausbrach, waren sie noch Kinder. Drei Ägypter*innen erzählen, was sie nicht vergessen können.

  • Maria Melberg
  • Lesedauer: 13 Min.
Auf dem Tahrir-Platz 
kommen alle zusammen: 
Junge und Alte,
 Salafis und Sozialisten, 
Wut und Hoffnung.

Auf dem Tahrir-Platz 
kommen alle zusammen: 
Junge und Alte,
 Salafis und Sozialisten, 
Wut und Hoffnung.


An einem der letzten Januartage des Jahres 2011 geht Samiha nach der Schule nicht direkt nach Hause. Von dem katholischen Mädchengymnasium in dem vornehmen Randbezirk von Kairo sind es nur wenige Blocks zu dem kleinen Wohnhaus, in dem die 13-Jährige mit ihre Familie lebt. Aber an diesem Tag greift Samiha nach der ersten Kreuzung die Hand ihrer besten Freundin, und zieht sie mit auf die große Hauptstraße. Die Mädchen huschen in die Metro-Station, die sie zuvor noch nie allein betreten haben. Auf dem zerfledderten Plan am Bahnsteig fahren sie mit dem Finger nach, wie sie zum Tahrir-Platz kommen. Zwei Stationen vorher müssen sie aussteigen, die Innenstadt ist gesperrt. Oben sticht Samiha ein Geruch in die Nase, von dem sie erst später versteht, dass es Tränengas ist. Kurz verlieren die Mädchen die Orientierung. Doch die Menge trägt sie, vorbei an Polizeiketten und Platzwunden und Plakaten, auf denen Dinge gefordert werden, die man zu Hause nicht aussprechen darf. Und plötzlich stehen Samiha und ihre Freundin auf dem riesigen, tosenden Platz, die Sonne senkt sich zwischen die Häuserschluchten. Samihas Handy klingelt ununterbrochen im Rucksack, aber sie hört es nicht, weil sie aus voller Kraft nachschreit, was die Männer ringsherum vorgeben.

Spaß und Verantwortung

Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann

»In diesem Moment hatte ich das Gefühl, Teil von etwas ganz Großem zu sein«, sagt Samiha al-Nouri zehn Jahre später. Auch Amena Odeh und Mohamed Essam erinnern sich an die ersten Tage der ägyptischen Revolution, als seien sie in der Zwischenzeit nicht erwachsen geworden: »Ich bettelte meine Mama an, dass sie den Fernseher anlässt«, erzählt Mo lachend am Telefon. Amena sagt, es sei gewesen, als würde sie einem Feuerwerk zusehen. Sie strahlt in die Kamera ihres Laptops, legt pathetisch die Hände aufs Herz. Aber es ist kein Kitsch, über den sie spricht. Sondern, wie Samiha sagen würde: »Die wenigen Wochen, in denen unsere Generation so etwas wie Hoffnung verspürt hat.«

Wobei Samiha an jenem Januartag vor zehn Jahren vor allem hoffte, dass ihre regimetreuen Eltern wegen der unbeantworteten Anrufe keinen Verdacht schöpften. Zu Hause habe sie erklärt, sie müsse nun öfter abends bei Mitschülerinnen für einen Test lernen, erzählt sie leise, und zieht schuldbewusst die Schultern nach oben. Denn in Wirklichkeit lernt Samiha, dass der Mann, der nur einen Steinwurf von ihrem Haus entfernt residiert, seine Bevölkerung seit 30 Jahren unterdrückt. Und sie lernt Menschen kennen, die echte Steine in die Hand nehmen, um sich von dem Diktator, der Korruption und der Ungerechtigkeit zu befreien.

Samiha trifft sich jetzt öfter mit ein paar Oberstuflern, die zusammen politische Bücher lesen. Nachmittags diskutieren sie in den Straßencafés über die Lage in den Nachbarländern: »Die Tunesier haben’s schon geschafft, die haben ihren Häuptling aus dem Land gejagt«, flüstert einer verheißungsvoll. Er zeigt Samiha, wie man sich in verschienden sozialen Netzwerken anmeldet. Nach einer Schätzung der »New York Times« bilden sich in den wenigen Tagen nach dem ersten Massenprotest in Ägypten 32 000 revolutionäre Facebook-Gruppen. Sie dienen als Informationsquelle, Organisationswerkzeug, Mutmacher: Denn Mubarak bleibt nicht bei Tränengas. Rund um den Tahrir-Platz tauchen Scharfschützen auf den Dächern auf. »Aber wenn wir gesehen haben, dass für eine Veranstaltung online sehr viele Leute zugesagt hatten, trauten wir uns hin«, erzählt Samiha.

Samiha war ein schüchternes Mädchen. 2011 ändert sich das.
Samiha war ein schüchternes Mädchen. 2011 ändert sich das.

Doch die »Twitter-Revolution«, wie amerikanischen Medien sie bald taufen, funktioniert auch analog: Als Mubarak das Internet lahmlegt, hallen in den Innenhöfen der städtischen Wohnhäuser Rufe, die ankündigen, wo und wann man sich demnächst versammle. »Auf den Straßen traf man ständig Leute, die über die Ereignisse diskutierten«, erzählt Samiha. »Plötzlich interessierten sich alle für Politik, jeder spekulierte, was als nächstes passieren würde.« Als Mubarak auch die Zugverbindungen kappt, kommen die Menschen zu Fuß in die Stadt - Hunderttausende, die auf dem Tahrir-Platz übernachten, kochen, beten, die Wunden versorgen und Revolutionslieder anstimmen, die wie Popsongs aus jedem Handy plärren. »Eine reale Utopie«, sagt Samiha.

Nach fünf Tagen ist das Internet wieder da, Facebook verzeichnet die höchste Zahl aktiver ägyptischer Nutzer, die es jemals gab. Auch Mo sitzt ungeduldig vor dem alten Rechner seines Vaters und trommelt mit dem Finger auf die Maus, bis die Seiten laden. Irgendwann taucht vor ihm ein blutverschmierter, zertrümmerter Kiefer auf. Er gehört Khaled Said, der nur einige Monate zuvor in Alexandria von Polizisten auf offener Straße erschlagen wurde. Saids entstelltes Gesicht wird zum Symbol dafür, was die Ägypter nicht mehr ertragen können. Mo ist erst zwölf, aber er wird auch mit 22 noch sagen, dass er nach diesem Foto wusste, dass »es eskalieren« muss.

Und es eskaliert. Über 800 Menschen sterben, bis Mubaraks Vize am 12. Februar mit übermüdetem Blick im Staatsfernsehen verkündet, dass der Präsident zurücktritt. »Ägypten hat gewonnen!«, brüllen die Menschen auf der Straße vor Mos Haus, wie nach einem Fußballspiel. Samiha liegt in Kairo fremden Menschen in den Armen. Und am nächsten Tag verteilt die Lehrerin in Amenas Klasse Bonbons und Schokolade.

Nach dem Sturz des Diktators geht es um die echte Freiheit

Es gibt Menschen, die die Revolution nur bis hierhin erzählen. Weil das vereinende Ziel der Bewegung, der Rücktritt des Diktators, nach jenen 18 Tagen erreicht ist. Aber sie verkennen, was die Theoretikerin Hannah Arendt schon mit Blick auf die Französische Revolution vor 250 Jahren verstand: Revolutionen beginnen zwar mit dem Kampf gegen die Unterdrücker - aber sie enden mit etwas viel Größerem. Denn für ihre Befreiung müssen sich die Unterdrückten zusammentun, ihr Vorgehen diskutieren, öffentliche Räume erobern – und erfahren, quasi nebenbei, was mehr wiegt, als der ursprüngliche Wunsch, von der politischen Elite frei zu sein: die Freiheit, selbst politisch zu werden.

Als die Ägypter im Winter 2011 die vom Geheimdienst kontrollierte, für Versammlungen gesperrte Innenstadt Kairos in einen Ort verwandelten, an dem sie sich täglich neu organisierten, diskutierten und über sich selbst verwalteten, entdeckten sie die Politik, in einem Land, das 30 Jahre im politischen Koma lag. »Wir sind aufgewacht«, sagt Samiha. Mo findet, die Ägypter seien vor der Revolution blind gewesen und zu Sehenden geworden. Und Amena sagt verträumt, wie sie alles sagt, dass auf einmal eine ganz besondere Kraft in der Luft gelegen habe, etwas, was man nicht beschreiben kann.

Hannah Arendt hat versucht, dieses Etwas in Worte zu fassen. Hochphilosophisch hat sie formuliert, dass eine Revolution die in den Menschen schlummernde Macht freisetzt, gemeinsam etwas radikal Neues zu beginnen. Als Mubarak stürzt, geht es den Ägyptern nicht mehr nur darum, dass man mit den Lebensmittelscheinen endlich besseres Brot bekommt oder niemand von der Polizei erschlagen wird. Die Ägypter wollen verteidigen, was sie in den vergangenen Wochen so unverhofft erfahren haben: die Freiheit, sich in ihr Land einzumischen, auszusprechen, was sie denken – und gehört zu werden, als Muslim und als Kopte, als Mann und als Frau, mit wenig und viel Geld. Sie fordern, was ihnen noch ein Jahr zuvor von kaum einem der ausländischen Beobachter und Nahostexperten zugetraut wurde: Keinen neuen Machthaber, sondern Macht für alle. Nach dem Sturz Mubaraks sollen die ersten freien Wahlen in der Geschichte Ägyptens stattfinden.

50 neue Parteien - aber keine, die das Land einen kann

Für Arendt ist das der Zeitpunkt, an dem die meisten Revolutionen scheitern. Denn die neu erworbene Freiheit ist noch nicht gesetzlich begrenzt, sie droht ständig, in Gewalt und Chaos umzuschlagen. Auch in Ägypten wird das zum Problem. Bis zur Wahl soll das Militär das aufgepeitschte Land kontrollieren, es herrschen also die Soldaten, die noch wenige Wochen zuvor das Volk mit Panzern bedrohten. Und doch überlebt der Geist der Revolution, das Land bleibt hochpolitisiert. Auch Samiha, Mo und Amena wissen genau, wer zu den Wahlen antritt, kennen die mehr als fünfzig neugegründeten Parteien, obgleich sie noch zu jung sind, sie zu wählen.

Chaotisch wird es trotzdem. Aus allen Winkeln kommen die Kandidaten, die glauben, sie wüssten, was Ägypten nun brauche. Die Salafisten und die Nationalisten, die Liberalen und die Sozialisten stellen ihre Zelte auf dem Tahrir-Platz auf, werben für eine von unzähligen Visionen für ein Land, dessen tiefe Gräben im vereinten Protest gegen Mubarak noch überwindbar schienen. Am Ende setzen sich die durch, die schon seit Jahrzehnten wissen, wie man taktisch Brücken baut: Die Muslimbruderschaft vereint fromme Bauern und islamistische Denker, sie spricht die jungen Ägypter an, die sich nichts vom Westen diktieren lassen wollen, und die Alten, die sich erinnern, dass die Brüder schon früher wohltätig Essen verteilten. »Am Ende waren die Mulismbrüder einfach am besten organisiert«, analysiert Mo. Ihr Kandidat Mohammed Mursi gewinnt die Wahl.

Für Mos Familie beginnt eine Zeit der Angst. Sein Vater ist im Viertel als Gegner der Muslimbrüder bekannt. Nun kriecht er jeden Morgen unter sein Auto, um nachzusehen, ob jemand dort eine Bombe installiert hat. In Mos Kopf werden die Bildschirmbilder der vergangenen Monate zu Schreckgespenstern: »Was ich dort gesehen hab, sollte kein Kind sehen«, sagt er. Auch Samiha denkt jetzt öfter an den Bruder ihres Freundes, der in den Straßenschlachten verstarb. Zu seiner Beerdigung kamen Tausende, die ihn als Märtyrer feierten. »Für wen ist er denn gestorben?«, fragt sie heute zynisch. Bestimmt nicht für Mursi, der Ballett verbieten will und Männern erlaubt, 13-jährige Mädchen zu heiraten. Ein Jahr lang erlassen die Muslimbrüder »ganz seltsame Gesetze«, so fasst es Amena zusammen.

Von der Utopie ist noch was übrig, das die Jungen verteidigen

Und wieder gibt es Menschen, die raunen, die Revolution sei vorüber: Die Muslimbrüder waren auf den anfänglichen Protesten sowieso kaum präsent, sie können die vergängliche Freiheit der Straße nicht in die neue Verfassung überführen. Und doch, von der Utopie ist noch was übrig, das die Jungen verteidigen, erinnert sich Samiha zehn Jahre später. Aus dem Lesekreis im Café sind Hunderte geworden, jeden Tag gründen sich in Ägypten neue Initiativen und eigenständige Organisationen. Die revolutionäre Bewegung verfestigt sich in ganz realen Freiräumen, die die noch unerfahrene Regierung kaum kontrollieren kann.

Mo verfolgt über einen 
alten Rechner die Proteste – und die Gewalt.
Mo verfolgt über einen 
alten Rechner die Proteste – und die Gewalt.

Amena erzählt, die Ägypter seien noch so wach gewesen, dass sie Mursi bei jedem Zug auf die Finger schauten. Sie wissen inzwischen, wie das Spiel funktioniert - und um ihre Macht, die Regeln zu bestimmen. Als das Ballettverbot durchgesetzt werden soll, stolzieren Hunderte Männer auf Zehenspitzen vor das Ministerium für kulturelle Angelegenheiten, gehen demonstrativ ins Grand Plié. Sie tänzeln der Regierung auf der Nase herum. »Es war nur eine Frage der Zeit, bis Mursi gehen musste«, kommentiert Amena.

Was dann folgt, nennt sie einen Militärputsch. Samiha spricht eher von einer zweiten Protestwelle, an dessen Ende der Generalfeldmarschall Al-Sisi die Macht ergreift. Mo nennt den Sommer 2013 eine »Racheaktion« an den Muslimbrüdern, die das ägyptische Volk enttäuscht haben.

Die Rache aber fällt hart aus. Al-Sisi verhängt einen Ausnahmezustand, in dem quasi keine Gesetze mehr gelten. In nächtlichen Aktionen werden schätzungsweise 800 Muslimbrüder von der Militärregierung ermordet und Tausende eingesperrt. Mursi selbst wird in einem Scheinprozess zu Tode verurteilt.

Al-Sisi will für Stabilität stehen. Deswegen eliminiert er alles, was wieder ins Chaos führen könnte. Er verbietet politische Organisationen, zensiert die klassischen Medien und überwacht akribisch das Internet. Der Tahrir-Platz wird architektonisch verkleinert, die politischen Graffitis mit weißer Farbe übermalt. Samiha wird das Gefühl nicht los, dass der neue starke Mann nicht nur die Zeit unter der Muslimbrüderschaft, sondern die ganze Revolution ungeschehen machen will. Denn die Regierung verfolgt Künstler und Satiriker, die 2011 thematisieren. Gleichzeitig eignet sich der neue Präsident ihre Narration an: Al-Sisi präsentiert sich als legitimer Herrscher, der aus der Revolution hervorging und radiert Ereignisse aus den Geschichtsbüchern, die diese Stringenz widerlegen.

Mit dem Grande Finale der Machtergreifung des Abdel Fattah Al-Sisi ist die Revolution endgültig vorbei – zumindest darf man in der Öffentlichkeit nichts anderes mehr sagen. Auch Amena, Samiha und Mo versuchen, das zu akzeptieren. Die Abschlussprüfungen stehen an, alle drei wollen studieren.

Samiha fällt es am schwersten. An einem Nachmittag beschließt sie, wenigstens zu einer regierungsnahen Demo gegen die Belästigung von Frauen zu gehen. Am Rand stehen Polizisten, die die Protestlerinnen demonstrativ beschützen und in die Kameras der Journalisten lächeln. »Lächerlich«, zischt Samihas Freundin, und schreibt kurzerhand auf ihr Plakat: »Polizisten belästigen uns auch.« Sofort stürmen die bewaffneten Männer auf sie zu. Einige Tage später hält unter Samihas Kinderzimmerfenster ein dunkelblauer Wagen, der auch am nächsten Morgen noch da steht. Als ihre Mutter sie bittet, etwas Brot zu kaufen, platzt es aus ihr heraus: »Ich kann nicht nach unten!«, und die Tränen schießen ihr in die Augen. Dann erst erzählt Samiha die ganze Geschichte. Und sie beginnt mit dem Tag im Januar 2011, als sie so spät nach Hause kam.

Das Land beruhigt sich - weil niemand mehr den Mund aufmacht

Samihas Eltern sprechen tagelang nicht mit ihr. Sie schwört sich, nichts mehr zu tun, was sie ihnen verheimlichen müsste. Samiha wird unglücklich - und so still wie vor 2011. Auch Amena spricht nicht mehr mit ihren Eltern über Politik. »Die haben sehr, sehr andere Ansichten«, sagt sie leise auf Englisch im Videoanruf, während ihre Mutter im Hintergrund Wäsche aufhängt. Sie sei Al-Sisi-Fan, wie alle ägyptischen Hausmütter. Weil der Typ eben für alles sorgt, was sie für ihr einfaches Leben braucht. Amena sagt das abschätzig, aber man kann den Schmerz in ihrer Stimme hören, den das Schweigen in ihrer Familie mit sich bringt.

Auch Mo diskutiert zu Hause nicht mehr über Politik, eigentlich diskutiert er mit niemanden mehr. Sowieso, er sei zufrieden mit den Leistungen seines Präsidenten, sagt Mo, und räuspert sich - »also ohne jetzt die ganze Freiheitssache und so.«

Sechs Jahre nachdem Al-Sisi die Revolution öffentlich für beendet erklärte, ist sie auch im Privaten gestorben. Samiha erzählt, dass ägyptische Familien sich neuerdings ein Porträt des Präsidenten ins Wohnzimmer hängen, falls jemand unangekündigt vor der Tür steht. Die Gewalt des neuen Regimes dringt in jede Ritze. Al-Sisis Spitzel sind überall, im Internet, in Cafés und auf Veranstaltungen. Manchmal verschwinden Menschen spurlos, manchmal verhaftet das Militär Studenten mitten im Hörsaal. »Niemand weiß, wen es als nächstes trifft«, sagt Samiha. 2018 hat Al-Sisi ganz offiziell verkündet, seine wichtigste Aufgabe sei, dass 2011 nie wieder passiere. Als hätte er Arendt gelesen, ist dabei seine Strategie, die Menschen durch Angst so voneinander zu isolieren, dass sie nicht mehr miteinander sprechen. Es könnte ja sein, dass sie, quasi nebenbei, die in ihnen schlummernde Macht entdecken, gemeinsam etwas radikal Neues zu beginnen.

Al-Sisi vergisst, dass die Ägypter den »Schatz des Politischen«, wie ihn Arendt einst nannte, schon entdeckt haben. Samiha, Amena und Mo wissen, wo er liegt. Die Erfahrungen der Revolution kann keine Gewalt vernichten. Sie haben sich nur zurückgezogen, in die Köpfe derjenigen, die sich so lebhaft erinnern, als wären sie in der Zwischenzeit nie erwachsen geworden. Und so bleiben der Generation Revolution von der großen politischen Freiheit, auf die sie einst hoffte, nur die freien Gedanken.

Die Protagonist*innen dieses Artikels heißen eigentlich anders. Sie stehen aus Sicherheitsgründen nicht mit richtigem Namen in der Zeitung.

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