Zurück zum Beton

  • jha
  • Lesedauer: 2 Min.

Nicht nur in Berlin, auch in Kaliningrad trieben die Hohenzollern ihr Unwesen - inklusive Schloss. Im Krieg beschädigt, wurde es später gesprengt. Ende der 60er Jahre entstand an diesem Ort das berühmte Haus der Sowjets, ein 21-stöckiges Hochaus. Das an einen Roboterkopf erinnernde Gebäude wurde allerdings zum Symbol des Stillstands der späten Sowjetunion. Bis 1991 konnte es nicht fertiggestellt werden. Ebenso symbolisch stand es für die folgende Epoche. Mehrfach privatisiert und verkauft, unter anderem an eine Offshore-Firma in Panama, verfiel der Bau weiter. 2015 wurde der untere Teil im Rahmen eines Kunstfestivals bespielt, im gleichen Jahr wurde bereits ein Teil des dortigen Hohenzollern-Schlosses rekonstruiert. Nun steht allerdings, obwohl das Haus der Sowjets als Ikone des Brutalismus gilt, dessen Abriss kurz bevor. Was dann dort stehen soll, wurde nicht bekannt gegeben. Ein Shoppingcenter? Das wiederaufgebaute Schloss? Man weiß es nicht, aber man fürchtet: nichts Gutes.

Der Brutalismus verbreitete sich weltweit ab den 50er Jahren, »New Brutalism« und »Béton brut« waren die Schlagworte: Sichtbeton, klare Form, soziale Funktion. In den vergangenen Jahren hat sich mit zahlreichen Ausstellungen und Sammelbänden ein neues Interesse an der Architektur der Brutalismus entwickelt. Unter den Publikationen ist vor allem der »Atlas of Brutalist Architecture« hervorzuheben. Nie sah Beton schöner aus, nie drang deutlicher ins Massenbewusstsein, dass man Utopien wirklich bauen kann. Das noch heute kursierende Vorurteil gegen die brutalistische Moderne dürfte sich aus biederer Bürgerlichkeit speisen, also aus dem Geist, der mittelalterliche Innenstädte, Kirchen und Schlösser rekonstruiert. jha

Foto: imago-images/ITAR-TASS

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.