- Politik
- Deutsche Reichsbahn
Minister Hoff appelliert: Bahn sollte NS-Opfer entschädigen
Thüringer Verkehrsminister spricht sich für Gespräche mit Opferverbänden aus
Erfurt. Thüringens Verkehrsminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) hat sich einem Vorstoß angeschlossen, mit dem die Deutsche Bahn aufgefordert wird, Holocaust-Opfer zu entschädigen. »Ich möchte Sie ermutigen, unabhängig von der Rechtsnachfolge als juristische Frage, mit den Verbänden der Opfer des Nationalsozialismus Gespräche über Entschädigungsleistungen aufzunehmen«, schrieb Hoff in einem Brief an Bahn-Chef Richard Lutz, der der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag vorlag. Ihm sei dabei die finanzielle Situation der Bahn wohl bewusst, so Hoff, der auch Thüringens Beauftragter zur Förderung jüdischen Lebens und zur Bekämpfung von Antisemitismus ist.
Im Januar hatten sich die Fraktionen von Linke, Grüne und FDP im Bundestag hinter die Forderung zu Entschädigungszahlungen für die Bahn-Transporte von Holocaust-Opfern in die ehemaligen deutschen Vernichtungslager gestellt. Im Sommer 2020 hatten Niederländische Opfer des Holocausts an Kanzlerin Angela Merkel (CDU) appelliert. Deutschland müsse sich seiner Verantwortung stellen und den Opfern finanziell entgegenkommen, so die Forderung damals.
Die Deutsche Reichsbahn hatte für die Transporte von Juden aus den Niederlanden nach Schätzungen von Historikern umgerechnet etwa 16 Millionen Euro erhalten - die Kosten mussten zum größten Teil von den Juden selbst bezahlt werden. Die heutige Deutsche Bahn ist allerdings nicht Rechtsnachfolgerin der Reichsbahn.
Bei der Grundsteinlegung für die größte Holocaust-Gedenkstätte der Welt, Yad Vashem, in Jerusalem, hatte Bahn-Chef Lutz 2019 gesagt: »Wir haben als Deutsche Bahn natürlich nicht unmittelbar, sondern über die Deutsche Reichsbahn damals, einen ganz entscheidenden Anteil daran gehabt, wie das alles organisiert war. Das beschämt uns bis zum heutigen Tag.« dpa/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.