Mehr als 900 Angriffe auf Muslime und Moscheen

Mindestens 48 Menschen bei Übergriffen verletzt / 77 Schändungen von Gotteshäusern

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die Übergriffe gegen Muslime und muslimische Einrichtungen in Deutschland haben im vergangenen Jahr laut einem Zeitungsbericht erneut zugenommen. Mindestens 901 islamfeindliche und antimuslimische Straftaten wurden von den Behörden bundesweit registriert, wie laut »Neuer Osnabrücker Zeitung« (»NOZ«) aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linken hervorgeht.

Das war ein Plus von knapp zwei Prozent im Vergleich zu 2019, als 884 solcher Delikte verzeichnet worden waren. In den meisten Fällen seien die Täter Rechtsextreme gewesen, zitierte die »NOZ« aus den Ministeriumsangaben. Die endgültigen Zahlen für 2020 dürften nach Angaben der Linksfraktion im Bundestag noch höher liegen, weil erfahrungsgemäß in den nächsten Wochen noch Nachmeldungen hinzukommen werden.

Bei den bislang verzeichneten Taten wurden 48 Menschen verletzt, wie die »NOZ« weiter aus den Ministeriumsangaben zitierte. Das waren demnach deutlich mehr als 2019, als 34 Menschen Verletzungen davongetragen hatten, allerdings auch zwei Menschen gestorben waren. Die Behörden registrierten den Angaben zufolge 2020 alleine in 77 Fällen Anschläge auf Moscheen oder Schmierereien und Schändungen dieser Gotteshäuser.

Bereits 2019 war ein Anstieg der registrierten Übergriffe gegen Muslime und muslimische Einrichtungen verzeichnet worden. Die Linken-Innenexpertin Ulla Jelpke sagte der »NOZ«: »Wir haben es bei den gemeldeten Straftaten nur mit der Spitze des Eisberges zu tun.« Ein Großteil der Übergriffe werde von den Betroffenen aus Scham oder Scheu vor den Behörden gar nicht erst zur Anzeige gebracht. Jelpke hob auch hervor, dass der erneute Anstieg dieser Straftaten verzeichnet wurde, obwohl es im vergangenen Jahr wegen der Corona-Auflagen weniger Gelegenheit für Straftaten im öffentlichen Raum gegeben habe.

Jelpke forderte ein wirksames Antidiskriminierungsrecht, »damit es nicht nur bei Lippenbekenntnissen im Kampf gegen die Diskriminierung von Muslimen bleibt«. Agenturen/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -