Natürliche Waffe im Kampf um das Klima

Mit einem Schutzprogramm will Brandenburg den Erhalt seiner Feuchtgebiete langfristig sichern

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Gülper See im westlichen Havelland liegt nicht im Fokus des Massentourismus, zählt aber unbestritten zu Brandenburgs wertvollsten Naturreservoirs. Zumindest Ornithologen ist die Region an der Grenze zu Sachsen-Anhalt als europaweit bedeutsamer Rast-, Nahrungs- und Brutplatz für Wasser- und Watvögel ein Begriff. Bereits 1967 unter Schutz gestellt, zählt der Gülper See nicht nur zu den ältesten Naturschutzgebieten Deutschlands. Es liegt auch im größten zusammenhängenden Binnenfeuchtgebiet Mitteleuropas, der Unteren Havelniederung.

Seit 2010 hat die Nabu-Umweltstifung Teile des Gebiets erworben, zu dem neben dem im Schnitt nur 1,5 Meter tiefen Gülper See auch der ihn durchfließende Rhin sowie die Rhinaue gehören. Insgesamt 767 Hektar - neben dem See Feuchtgrünland, Röhricht und Weidengebüsche - will die Stiftung auf diese Weise dauerhaft als Naturparadies sichern. Der Gülper See liegt überdies im Gebiet des Gewässerrandstreifenprojektes Untere Havel zur Renaturierung der Flussuferzonen, an dem neben dem Nabu-Bundesverband auch der Bund und die Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt beteiligt sind.

Brandenburg will seine vielen Feuchtgebiete, darunter auch viele Moore, besser vor drohender Austrocknung schützen. Dazu arbeitet das Umweltministerium nach eigenen Angaben - wie im Koalitionsvertrag der rot-schwarz-grünen Landesregierung verankert und im Mai 2020 vom Landtag beschlossen - an einem Moorschutzprogramm.

»Intakte Moore sind wahre Vielkönner: Sie speichern CO2 in ihren Torfen und tragen so zum Klimaschutz bei«, sagt Umweltminister Axel Vogel (Grüne). »Sie halten Wasser in der Fläche zurück und stabilisieren damit den Landschaftswasserhaushalt. Sie filtern Nährstoffe und schützen so Gewässer vor zu hohem Nährstoffeintrag.« Die Wiederbelebung und die Entwicklung von Mooren sei eine Kernaufgabe des Natur- und Klimaschutzes in Brandenburg, betonte Umweltminister Vogel.

Zu den in Brandenburg bereits heute unter Schutz stehenden Gebieten zählen nach Angaben des Umweltministeriums neben der »Niederung der Unteren Havel/Gülper See« auch das »Teichgebiet Peitz« im Landkreis Spree-Neiße und das »Untere Odertal bei Schwedt« im dortigen Nationalpark in der Uckermark. Sie wurden zu sogenannten Ramsar-Gebieten erklärt und als Flora-Fauna-Habitat- und Vogelschutzgebiete ausgewiesen. In der iranischen Stadt Ramsar wurde am 2. Februar 1971 die Vereinbarung zum internationalen Schutz von Feuchtgebieten unterzeichnet.

Allerdings reiche der Schutzstatus für das Überleben der Feuchtgebiete und ihrer Bewohner oft nicht aus, betonte Vogel. Deshalb werde über den Zukunftsinvestitionsfonds des Landes unter anderem die Bewirtschaftung von Moorflächen gefördert.

Feuchtgebiete drohen weltweit auszutrocknen - durch den Wasserbedarf für die Siedlungswirtschaft, die Landwirtschaft, die Industrie sowie durch die Veränderungen des Klimas. »Trockenlegung, Überdüngung und die Klimakrise bedrohen die Lebensräume vieler seltener, bedrohter und geschützter Pflanzen- und Tierarten«, so der Minister. Betroffen seien Vögel, Insekten auch Amphibien wie die Rotbauchunke und der Moorfrosch.

Nach Angaben des Umweltministeriums erstrecken sich Moore in Brandenburg im Ergebnis der seit Jahrhunderten stattfindenden Entwässerungen, vor allem auch infolge der Komplexmelioration der 1970er Jahre in der DDR noch über eine Gesamtfläche von 160 000 Hektar. »Damit sind im Vergleich zum Moorbestand vor etwa 300 Jahren fast die Hälfte der Moore bereits unwiederbringlich verschwunden«, heißt es in einer Broschüre des Ministeriums. Damit gehe auch ein erheblicher Rückgang an Artenvielfalt, aber auch an landschaftsökologischen Funktionen dieser Ökosysteme einher. In Brandenburg gebe es nur noch vereinzelt naturnahe, also wachsende und dauerhaft nasse Moore mit torfbildender Vegetation. Lediglich auf 6000 Hektar Moorfläche finde Torfbildung statt.

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