+++ Bundesregierung: Für Lage an Ostern nächste Wochen abwarten +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Montag, 15. Februar 2021: +++ Spediteure warnen vor Grenzstaus +++ Vorgedrängelt: Ministerin tritt in Peru zurück +++ Karnevalsumzüge fallen aus +++

  • Lesedauer: 6 Min.

Berlin. Die Bundesregierung will anders als Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) noch keine Prognosen über mögliche Einschränkungen in den Osterferien abgeben. Die derzeitige Lage entwickele sich positiv, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin mit Verweis auf sinkende Infektionszahlen, weniger intensivmedizinisch betreute Covid-19-Patienten und den Rückgang der Todesfälle. Dennoch stellten die Mutationen eine reale Gefahr dar, mahnte er. Es spreche daher viel dafür, die nächsten Wochen abzuwarten und dann zu bewerten, welche Lockerungen zu welchem Zeitpunkt möglich seien. Seibert betonte auch: »Die Bundesregierung insgesamt arbeitet daran, dass Ostern 2021 schon wieder ein etwas anderes Fest wird als Ostern 2020 war.« Sachsens Regierungschef Kretschmer hatte am Wochenende bereits Osterurlaub in Deutschland und Restaurantbesuche in den Osterferien ausgeschlossen. Zu große Mobilität etwa durch Reiseverkehr und Tourismus bereits im April sei Gift, sagte er der »Bild am Sonntag«: »Wir würden alles zerstören, was wir seit Mitte Dezember erreicht haben.« Er kündigte an, dass in Sachsen Gaststätten und Hotels auch über Ostern geschlossen bleiben sollen.

+++ Amtsärzte: Gesundheitsämter nicht vernachlässigen +++

Stuttgart. Die deutschen Amtsärzte warnen davor, die Gesundheitsämter in der Corona-Pandemie weiter zu überlasten. »Man hätte die Gesundheitsämter längst aufrüsten und dauerhaft mit mehr Personal ausstatten können - und nicht nur kurzfristig mit Hilfskräften, wenn die Infektionszahlen steigen«, sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der deutschen Amtsärzte, Ute Teichert, den »Stuttgarter Nachrichten« und der »Stuttgarter Zeitung«. »Einzelne Ämter haben ein paar Stellen bekommen, aber flächendeckend ist noch nicht allzu viel passiert. Das reicht noch lange nicht aus.«

Es seien auch nach wie vor zu viele Bundeswehrsoldaten zur Hilfe in den Ämtern nötig. »Den Kurs, mit Hilfskräften aufzustocken, hat man noch nicht verlassen«, kritisierte Teichert. Die Verbandsvorsitzende äußerte zudem Zweifel, an der gewählten Marke von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in der Sieben-Tage-Inzidenz: »Ich habe von Anfang an darauf hingewiesen, dass die Zahl 50 für die Gesundheitsämter sehr hoch gegriffen ist«, sagte Teichert.

Die Politik brauche eine Grenze und habe die 50 »willkürlich gewählt«. Eine Inzidenz von 50 oder etwas darunter sei aber noch »viel zu viel«. »Wenn jetzt zu rasch gelockert wird, steigen die Zahlen im April wieder, und wir bekommen eine dritte Welle«, warnte sie.

+++ Spediteure warnen vor Grenzstaus +++

Berlin. Angesichts von Kontrollen an den Grenzen zu Österreich und Tschechien warnen Spediteure vor Folgen für die Wirtschaft. Beschäftigte im Transportsektor müssten ihre Einreise selbst bei Transit-Fahrten anmelden und einen zertifizierten Corona-Negativtest vorweisen, teilte der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) am Montag in Berlin mit. Durch diese neuen Hürden drohten erneut Grenzstaus, weiträumige Umfahrungen und gestörte Lieferketten.

Die EU-Mitgliedstaaten müssten auf die dynamische Pandemieentwicklung entschieden reagieren, aber als Gemeinschaft. »Wir dürfen jetzt nicht wieder zu einer einzelstaatlichen Politik geschlossener Grenzen wie im März 2020 zurückkehren«, mahnte DSLV-Präsident Axel Plaß. Die Arbeit der Spediteure werde durch das nicht harmonisierte Einreiserecht zahlreicher EU-Staaten erheblich erschwert. An den Grenzen zu Tschechien und zum österreichischen Bundesland Tirol gelten seit Sonntag schärfere Einreiseregeln.

+++ 4426 Neuinfektionen und 116 neue Todesfälle +++

Berlin. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 4426 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 116 weitere Todesfälle verzeichnet, wie aus Zahlen des RKI vom Montag hervorgeht. Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 05.30 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen sind möglich.

Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 4535 Neuinfektionen und 158 neue Todesfälle verzeichnet. Montags sind die vom RKI gemeldeten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI am Montagmorgen bundesweit bei 58,9.

Vor vier Wochen, am 17. Januar, hatte die Inzidenz noch bei 136 gelegen. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden. Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Sonntagabend bei 0,88 (Vortag 0,90). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 88 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab.

+++ Vorgedrängelt: Ministerin tritt in Peru zurück +++

Lima. Nach Ärger um vorzeitige Corona-Impfungen für Politiker in Peru ist die Außenministerin der Übergangsregierung zurückgetreten. Sie habe am 22. Januar eine erste Dosis des Impfstoffs des chinesischen Konzerns Sinopharm bekommen, teilte die Ministerin, Elizabeth Astete, am Sonntag (Ortszeit) mit. Das sei ihr angeboten worden, nachdem sie Kontakt mit mehreren Menschen gehabt habe, die positiv auf das Coronavirus getestet worden seien.

Die Reaktionen auf die Enthüllung, dass der frühere Präsident Martín Vizcarra und seine Ehefrau sich hatten impfen lassen, hätten ihr gezeigt, dass sie einen schweren Fehler begangen habe, erklärte die 68-Jährige. Sie habe daher auch entschieden, sich die zweite Spritze nicht geben zu lassen. In den vergangenen Tagen war herausgekommen, dass Vizcarra, der im November wegen Bestechungsvorwürfen vom Parlament abgesetzt wurde, und seine Frau schon im Oktober gegen das Virus geimpft worden waren.

Er gab an, sie seien freiwillige Teilnehmer einer klinischen Studie des Sinopharm-Vakzins gewesen, was die zuständige Universität in Lima dementierte. Seitdem stieg der Druck auf andere Politiker in dem südamerikanischen Land, zu erklären, ob sie bereits geimpft wurden.

+++ Karnevalsumzüge fallen aus +++

Köln. Die Karnevalisten stellen sich auf einen traurigen Rosenmontag ein: Wegen der Corona-Pandemie fallen die großen Umzüge aus. In Düsseldorf und Mainz geschah das zuletzt 2016, als die Züge aus Sorge vor orkanartigen Böen abgesagt wurden. In Köln muss man sogar bis ins Jahr 1991 zurückgehen: Damals verzichteten die Jecken wegen des Golfkriegs auf den Zug. In Köln gibt es zumindest einen kleinen Ersatz: Ab 14 Uhr zeigt das WDR Fernsehen den Rosenmontagszug im Miniaturformat: als Inszenierung des Stockpuppentheaters Hänneschen.

Dafür ist in der Wagenbauhalle des Festkomitees Kölner Karneval eine 32 Meter lange Kulisse der Kölner Altstadt aufgebaut worden. Der kleine Zug biete alles, was sein großer Bruder auch habe, teilte das Festkomitee mit: Prunk- und Motivwagen, Tanzgruppen und Gardisten, Kamelle, Pferde und natürlich Zuschauer.

+++ Etwa 100 Faschingsnarren bei illegaler Feier +++

Marienberg. In einem Ortsteil der Stadt Marienberg im sächsischen Erzgebirgskreis haben sich mehrere Personen ohne Beachtung von Hygienemaßnahmen zum Ski-Fasching versammelt. Nach Angaben eines Polizeisprechers gab es Hinweise, dass es sich dabei um etwa 100 Personen gehandelt habe. Die Feier am Sonntagnachmittag sei ohne Mund-/Nasen-Bedeckungen und ohne Einhalten der Abstandsregeln abgehalten worden.

Mit dem Eintreffen der Polizei konnte ein Großteil der Feiernden die Veranstaltung zügig auf ihren Skiern verlassen. Die genaue Personenanzahl könne deshalb nicht bestätigt werden. Die Polizei ermittelt nun wegen Nichteinhaltung der sächsischen Corona-Schutzverordnung. Agenturen/nd

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