Bis zu 20.000 Menschen erinnern in Berlin an Opfer von Hanau

Veranstaltungen auch in anderen deutschen Städten / Eintracht Frankfurt unterstützt Gedenken / Hitlergruß in Mönchengladbach

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Tausende Menschen haben bei einer Demonstration in Berlin an die Opfer des rassistischen Anschlags im hessischen Hanau vor einem Jahr erinnert. Der Demonstrationszug ging vom Stadtteil Neukölln in Richtung Berlin-Kreuzberg. Im Kurznachrichtendienst Twitter sprachen Aktivisten von 15.000 bis 20.000 Menschen, die am Samstag in der Hauptstadt auf der Straße waren. Die Demonstranten hielten Schilder und Fotos mit den Namen der neun Getöteten in die Luft. »Hanau war kein Einzelfall« stand auf Plakaten.

Auch in Hanau erinnerten Menschen an die Opfer der Bluttat von 19. Februar 2020. Am späten Freitagabend versammelten sie sich in stillem Gedenken versammelten genau zu den Uhrzeiten, als der rassistische Attentäter die Schüsse in der Innenstadt und kurz darauf im Stadtteil Kesselstadt abgegeben hatte.

Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) kam zu dem Tatort in der Hanauer Innenstadt und zündete an einer Gedenktafel mit Bildern der Toten eine Kerze an. Zuvor war in einer Veranstaltung mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) der Toten gedacht worden.

In anderen deutschen Städten wurde ebenfalls an die Opfer erinnert. Am Rande einer Gedenkveranstaltung hat ein Mann in Mönchengladbach den Hitlergruß in Richtung der Teilnehmer gezeigt. Beamte seien eingeschritten, teilte die Polizei nach dem Vorfall am Freitagnachmittag mit.

Unterdessen hatten auch die Fußballer von Eintracht Frankfurt beim Bundesliga-Spiel gegen Rekordmeister FC Bayern das Gedenken an die Opfer den Anschlag von Hanau unterstützt. Zunächst trug das Team beim Aufwärmen Bilder und Namen der Getöten auf ihrer Trainingskleidung. Später feierte Amin Younes mit einem Shirt mit dem Porträt von Fatih Saraçoglu, einem der Opfer, seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0 gegen die Münchner.

Die Tat von Hanau hatte großes Entsetzen ausgelöst. Der 43-jährige Nazi Tobias R. hatte am Abend des 19. Februar 2020 neun Menschen an mehreren Orten in der Stadt im Rhein-Main-Gebiet erschossen, bevor er mutmaßlich seine Mutter tötete und anschließend sich selbst. Zuvor hatte er Pamphlete und Videos mit Verschwörungstheorien und rassistischen Ansichten im Internet veröffentlicht. Die »Initiative 19. Februar Hanau« spricht unter anderem von einem »Versagen der Behörden vor, während und nach der Tat«. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Dazu passende Podcast-Folgen:
  • ndPodcast
    Ein Gedenkbeitrag der Initiative Postmigrantisches Radio zum rassistisch motivierten Terroranschlag in Hanau am 19. Februar
    • Länge: 00:04:49 Stunden

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -