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Schulen ganz langsam im schnellen Internet

Bildungsministerium diskutiert über das digitale Lernen

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

»Das würde ich gern mit Fachleuten diskutieren. Wie Sie wissen, habe ich nicht Pädagogik studiert«, sagt Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Montag. Sie hat einst Diplome als Volkswirtin und Sozialökonomin erworben – und jetzt reichlich Stoff für die Debatte mit Bildungsexperten vorgelegt. 55 Seiten lang ist die Diskussionsgrundlage, ein Papier zu »Perspektiven des Lernens mit digitalen Medien an Schulen in Brandenburg«.

Sinnvolle Einsatzmöglichkeiten gibt es einige. Zum Beispiel wählen derzeit nur wenige Gymnasiasten in der Abiturstufe die Fremdsprache Französisch als Leistungskurs. Durch Videounterricht könnte aber aus Schülern von verschiedenen Bildungsstätten eine Lerngruppe gebildet werden. Ähnliches wäre an den Oberstufenzentren für die Ausbildung in seltenen Berufen denkbar.

Doch Brandenburg hat wie Deutschland insgesamt nicht nur beim Internet einen Rückstand aufzuholen, sondern auch das digitale Lernen verschlafen. Andere Staaten sind da bereits deutlich weiter. So schicken sich Estland und Singapur an, digitale Abiturprüfungen abzunehmen, und selbst in armen afrikanischen Ländern werden Smartphones schon lange im Unterricht eingesetzt. In deutschen Schulen müssen solche Geräte in der Regel abgeschaltet werden, damit die Schüler dem Lehrer wirklich aufmerksam zuhören, der mit Kreide etwas an die Tafel malt.

Die Coronakrise hat in der Hinsicht immerhin für einen Modernisierungsschub gesorgt. In Brandenburg sollten bis jetzt eigentlich erst 100 Schulen mit einer Schulcloud arbeiten, an der noch weiter getüftelt wird. Es sind nun aber, der Situation geschuldet, schon 611 Schulen.

Bei der technischen Ausstattung der Schulen hat sich einiges getan. Zufriedenstellend ist sie aber noch längst nicht. Im Schuljahr 2007/08 stand in Brandenburg statistisch ein Rechner für 10,2 Schüler zur Verfügung. Jetzt gibt es einen Rechner für 4,9 Schüler. Alle Bildungsstätten sind ans Internet angeschlossen. Doch 31 Prozent der Schulen müssen mit einer grottenschlechten Datenübertragungsrate von 6 bis 16 Mbit/s (Megabit pro Sekunde) auskommen, bei sieben Prozent der Schulen ist die Rate sogar noch geringer. Nur 46 Prozent sind mit einer modernen Anforderungen genügenden Übertragungsrate von mehr als 50 Mbit/s versehen.

»Die Rahmenbedingungen müssen weiter verbessert werden«, weiß Ministerin Ernst. Das Problem wird angegangen, wie es in der Politik üblich ist. Man bildet eine Kommission und debattiert mit Kommunen, Wissenschaftlern, Schülern, Eltern und Lehrern. Dabei soll bis Mai oder Juni ein Papier herauskommen, das kürzer und konkreter ist und über das sich hoffentlich alle einig sind, wie die Ministerin sagt. Für die Anschaffung von Geräten stehen 320 Millionen Euro zur Verfügung.

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