Synagoge soll endlich errichtet werden

Landtag stellt sich hinter die Pläne von Kulturministerin Manja Schüle (SPD) für einen Neubau in Potsdam

  • Wilfried Neiße, Potsdam
  • Lesedauer: 4 Min.

Noch dieses Jahr soll endlich der Neubau der Potsdamer Synagoge starten. 2024 soll sie eröffnet werden. Die Kosten in Höhe von 13,7 Millionen Euro will das Land bezahlen. Das Grundstück an der Schloßstraße ist seit vielen Jahren für diesen Zweck reserviert.

Um zu verstehen, warum die Bauarbeiten nicht schon längst begonnen haben, muss man die Vorgeschichte kennen. Es scheiterte immer wieder daran, dass sich die verschiedenen jüdischen Gemeinden in der Stadt nicht über die Architektur der Synagoge samt Gemeindezentrum und über die gemeinsame Nutzung einigen konnten. Darum wurde die Verhandlungsebene von den jüdischen Gemeinden der Stadt auf die Landesverbände gehoben, und da auch dort keine Einigung erzielt wurde, soll das Projekt nun in Abstimmung mit dem Zentralrat und der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland verwirklicht werden.

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Damit sei Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) »die Quadratur des Kreises gelungen«, lobte am Donnerstag der Landtagsabgeordnete Andreas Büttner (Linke). »Ich zolle Ihnen Respekt für ihre Arbeit in dieser Frage«, sagte Büttner in einer Parlamentsdebatte. So lange die Entscheidung bei den Potsdamer Gemeinden gelegen habe, »konnte der Streit offensichtlich nicht aufgelöst werden«, urteilte Büttner.

Der Landtag beschloss einen Antrag »Synagoge in Potsdam endlich errichten«, dem allein die AfD-Fraktion nicht zustimmte. »Seit mehr als 20 Jahren engagieren sich Jüdinnen und Juden für den Bau einer Synagoge in Potsdam. Sie wollen sich nicht damit abfinden, dass sie in provisorischen Behelfsräumen beten«, heißt es in dem beschlossenen Papier. »Sie wollen sich nicht damit abfinden, dass es kein sichtbares Zeichen für das lebendige Judentum im Zentrum Potsdams gibt. Und sie wollen sich nicht damit abfinden, dass sie nirgendwo sicher und ungestört feiern können.« Der Landtag danke allen Juden, die sich in den vergangenen Jahrzehnten mit großem Engagement für den Bau der Synagoge einsetzten. Er hofft, dass die Auseinandersetzungen beendet werden. Das Parlament begrüßt, dass der Entwurf des Architekten Jost Haberland realisiert werden soll. Die Landesregierung soll, mit dem Zentralrat der Juden beziehungsweise der Zentralwohlfahrtsstelle eine Vereinbarung abschließen, die sicherstellt, dass bei Planung, Bau und Betrieb des Synagogenzentrums die Interessen der zukünftigen Nutzer im Mittelpunkt stehen.

Ministerin Schüle hofft, alle jüdischen Gemeinden mögen das Angebot annehmen. Der CDU-Abgeordnete André Schaller äußert etwas Ähnliches, dass der Zentralwohlfahrtsstelle der »Spagat« gelinge, eine Synagoge für alle zu schaffen.

»Manch einer hat gleich mit zwei Füßen auf der Bremse gestanden«, bedauerte der SPD-Abgeordnete Johannes Funke. Viele, die sich die Synagoge wünschten, leben nicht mehr. »Geben wir Jüdinnen und Juden endlich ein Gebetshaus«, forderte Funke.

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Auf Ablehnung stießen die Absichten bei der AfD-Fraktion. Die AfD-Abgeordnete Kathleen Muxel verwies auf einen Protestbrief des Landesverbandes West der jüdischen Kultusgemeinden – der keine Übereinstimmung erzielen konnte und deshalb nun auch übergangen wird. Was das Kulturministerium hier vollführe, sei »Einmischung«, die als »überfallartig« empfunden werde. Der Erfolg werde sich nur dann einstellen, wenn es gelinge, alle jüdischen Gemeinden und Verbände zu gewinnen. »Statt zu versöhnen, verhärten Sie die Fronten und erweisen dem Projekt damit einen Bärendienst«, warf Muxel Ministerin Schüle vor. Die musste auf die Vorwürfe nicht selbst antworten. Verteidigt wurde sie von dem Abgeordneten Büttner von der Linksfraktion. Der kanzelte Muxel ab, sie müsse sich nicht als Sachwalter der Interessen der Juden aufspielen, wo sie im Jahr 2016 bei Facebook noch Bilder der neofaschistischen NPD geteilt habe.

Eine Synagoge samt Gemeindezentrum sei ein langgehegter Wunsch der jüdischen Community in Potsdam, unterstrich Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Potsdam sei bislang die einzige Landeshauptstadt ohne einen klassischen Synagogenbau.

1767 hatte es am Wilhelmplatz die erste Potsdamer Synagoge gegeben. 1802 wurde diese Synagoge umgebaut und 1903 durch einen Neubau ersetzt. In der Pogromnacht am 9. November 1938 schändeten die Faschisten diese Synagoge, demolierten dabei die Inneneinrichtung. Anders als bei vielen anderen Synagogen in Hitlerdeutschland wurde aber in Potsdam kein Feuer gelegt, da die Hauptpost nebenan nicht beschädigt werden sollte. Die Post nutzte die leere Synagoge dann auch, bis das Gebäude bei einem Bombenangriff im April 1945 schwer beschädigt wurde. 1954 wurde die Ruine abgetragen. Die letzten der zuvor 600 Potsdamer Juden waren 1942 in das Ghetto von Riga deportiert und größtenteils ermordet worden. An die Stelle der Synagoge wurde ein Wohnhaus gesetzt. Eine Gedenktafel erinnert daran, dass sich dort früher Potsdams Synagoge befand.

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