Der Turbo-Gang soll eingeschaltet werden

Rückläufige Corona-Infektionen in Pflegeheimen sorgen für wachsende Zuversicht, während die Impfkampagne an Fahrt aufnimmt

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.

Trotz stagnierender Infektionszahlen war Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) am Montag um Verbreitung von Zuversicht bemüht. Vor der Presse sprach sie von einem beeindruckenden Rückgang der Erkrankungen in den 341 Pflegeheimen des Landes. Die Erstimpfung von Menschen in vollstationären Pflegeheimen sei abgeschlossen. Bei deren Beschäftigten liege die Ansteckungsquote bei niedrigen 0,5 Prozent, bei den Bewohnern etwas über einem Prozent.

Insgesamt seien rund 179 000 Brandenburger mittlerweile erst- oder sogar zweitgeimpft. Mit der Entwicklung in Deutschland könne man angesichts wieder steigender Infektionen nicht zufrieden sein, doch stehe Brandenburg »auf einmal wieder gut da«. Wie es hieß, erhalten im Laufe dieser Woche etwa 17 000 über 80-Jährige einen Brief, der ihnen den Zugang zur Impfung eröffnet, weitere 35 000 sollen ihn in der Woche darauf bekommen. Danach sei die Risikogruppe »Menschen mit Vorerkrankung« sowie Lehrer und Erzieher dran. Überwunden sei auch die anfängliche Zögerlichkeit gegenüber dem Impfstoff Astra-Zeneca.

Holger Rostek von der Kassenärztlichen Vereinigung berichtete, dass sich Lehrer und Erzieher schon jetzt online Termine in einem Umfang besorgt hätten, dass die Impfzen᠆tren Potsdam und Schönefeld bis auf Weiteres ausgebucht seien. In Prenzlau und Elsterwerda gebe es derzeit nur »Resttermine«. Er bat um Geduld, es würden am Dienstag wieder Termine freigegeben, die auch gebucht werden könnten. In der laufenden Woche werde noch Mangel an Impfstoffen herrschen, doch gehe man davon aus, dass ab dem 8. März so viel geliefert werde, dass die Impfzentren statt um 16 Uhr erst um 20 Uhr schließen und auch am Sonnabend geöffnet haben werden. Diese beträchtliche Erweiterung der Kapazität werde durch weitere 200 Mitarbeiter in den Impfzentren umgesetzt. »Wir fahren das System hoch, wenn der Impfstoff zur Verfügung steht«, erklärte Rostek. Darüber hinaus wolle man das Impfen in Hausarztpraxen beispielsweise in Senftenberg, Pritzwalk und Bad Belzig erproben. »Wir hoffen, Ende März oder Anfang April so viel Impfstoff zur Verfügung zu haben, dass wir flächendeckend in die Region hineingehen können.«

Die Ankündigung von Sachsen und Bayern, Menschen über 18 in den Grenzgebieten zum hochgradig coronabelasteten Tschechien per Impfung zu immunisieren, nahm Ministerin Nonnemacher reserviert auf. Man halte sich an die vereinbarten Gesetze, und danach sei für das Impfen weiterer Gruppen einfach kein Impfstoff vorhanden, sagt sie. Es gebe keinen Spielraum. Rostek fügte hinzu, man werde nicht in einen Wettbewerb der Länder dahingehend eintreten, »wie man sich vom geltenden Recht entfernt«. Nonnemacher verwies darauf, dass das Ziel, alle Menschen in Deutschland bis zum 21. September geimpft zu haben, nur dann verwirklicht werden könne, wenn im April 440 000 Menschen und ab Mai dann monatlich 520 000 geimpft werden. Erreichbar sei das nur, wenn »alle Kapazitäten hochgefahren« würden, wenn weitere kommunale Impfzentren eröffnen und die niedergelassenen Ärzte dabei einbezogen werden können.

Am Vormittag hatte die Ministerin im parlamentarischen Fachausschuss die Unterschiede bei Lockerungen zwischen Berlin und Brandenburg bedauert. »Wir synchronisieren uns mit Sachsen und mit Mecklenburg-Vorpommern, aber nicht mit Berlin«, sagte sie. Die Grünen-Abgeordnete Carla Kniestedt hatte vor einem länderübergreifenden Einkaufstourismus gewarnt, weil in Brandenburg anders als in Berlin Gartenmärkte seit Montag wieder öffnen können. Auch an Schulen gebe es unterschiedliche Reglungen in den benachbarten Ländern.

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