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  • Berlin
  • Warnstreiks der IG Metall

Ungewisse Zukunft trotz Milliardengewinnen

IG Metall streikt in der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie für bessere Löhne und sichere Jobs

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.

An mangelndem Überschuss liegt es nicht. Fast fünf Milliarden Euro Gewinn verzeichnete die Daimler AG im vergangenen Jahr. »Die Gewinne bei Daimler zeigen, dass das Management zurzeit nicht trocken Brot essen muss«, sagt der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin, Jan Otto, zu »nd«. Trotz Coronakrise, trotz der auslaufenden Ära des Verbrennungsmotors streicht der Autobauer aus Stuttgart noch ordentlich Gewinn ein. Die Zukunft des traditionsreichen Berliner Mercedes-Benz-Werks in Marienfelde mit 2500 Beschäftigten ist dennoch ungewiss. Zwar hatte der Konzern erklärt, den Standort erhalten zu wollen, doch wie und was genau geplant ist, war zumindest am Montagmittag nicht zu erfahren. Entsprechende Anfragen dieser Zeitung bei der Daimler AG blieben zunächst unbeantwortet.

Die geplanten Umstrukturierungen und Transformation des Industriestandorts überschatten unterdessen die laufenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie. Nach mehreren Gesprächen zwischen Gewerkschaft und dem Verband der Metall- und Elektroindustrie Berlin-Brandenburg (VME) stehen die Zeichen nun auf Arbeitskampf. Die Unternehmer kritisieren zuvor die Forderungen der IG Metall als »ein tarifpolitisches Wünsch-Dir-was«, wie es in einem Statement des VME zur aktuellen Tarifrunde heißt.

Noch vor Beginn der Frühschicht um 0 Uhr in der Nacht zu diesem Dienstag wollte die IG Metall einen ersten Warnstreik vor dem Werkstor des Daimler-Werks durchführen. Die Weigerung der Arbeitgeber, den Beschäftigten finanzielle Verbesserungen zuzugestehen kommentiert der Gewerkschaftsführer Otto: »Die Beschäftigten haben sich auch in der Coronakrise gestreckt. Dass die Arbeitgeber ihnen dafür derart in die Tasche greifen wollen, wird mit der IG Metall nicht zu machen sein.« Die Gewerkschaft kritisiert unter anderem die Versuche der Arbeitgeber, Urlaubs- und Weihnachtsgeld einzubehalten und Schichtzulagen zu kürzen. Und dies trotz der bereits erwähnten hohen Gewinne, die Unternehmen wie Daimler erzielt haben.

Das Argument der Unternehmer, dass deren Firmen alles Geld benötigen, um die Zukunft zu gestalten, will man bei der IG Metall so nicht stehen lassen. Die Gewerkschaft schlägt in der Tarifrunde eine flexible Regelung vor: Bei florierenden Unternehmen sollen die Entgelte um vier Prozent steigen, bei kriselnden Firmen soll das Geld zur Minderung von Arbeitszeit genutzt werden. »Wir müssen uns entscheiden, ob wir über viele Jahre Abwehrkämpfe führen oder lieber einen Schutzschirm in Form von Zukunftstarifverträgen für die Beschäftigten spannen wollen«, betont Otto. Natürlich gehe es in erster Linie um die laufende Tarifrunde, aber für die IG Metall gehe es auch um die Beschäftigtensicherung.

Die Gewerkschaft glaubt wie viele Beschäftigte daran, dass die Transformation zu neuen Industrien auch in Berlin gelingen kann. Dafür müssten jetzt die Weichen gestellt werden. Denn aus Sicht des Gewerkschaftsbevollmächtigten Otto steht fest: »Wir wollen den Paradigmenwechsel zu neuen Industrien zu vollziehen, Forschung und Entwicklung sind wichtig, aber es braucht in Berlin auch eine Produktion.«

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