Wie rassistisch ist das britische Königshaus?

Meghan Markle und Prinz Harry stürzen die Royals mit einem Interview in den USA in die Krise

  • Felix S. Schulz
  • Lesedauer: 3 Min.

Erneut bringen US-Amerikaner bei dem einen oder anderen Tässchen Tee das britische Königshaus ins Wanken. Meghan Markle und Prinz Harry zogen letztes Jahr, kurz nach ihrer Hochzeit, in die USA und ließen den Buckingham Palace und das Vermögen der britischen Krone hinter sich. Ein drastischer Schritt. Für die US-amerikanische Schauspielerin Markle war es die Rückkehr in ihr Heimatland, für Prinz Harry ein Bruch mit der Familie. Am Montag gaben der Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey vor Millionen Zuschauern in ihrem ersten gemeinsamen Interview seitdem sie das Königshaus verließen, einen Einblick in ihre Beweggründe.

Das Interesse war groß, denn die Royal Family ist sehr auf Privatsphäre bedacht. Kürzlich kam ans Licht, dass die Queen in den 70er Jahren persönlich auf die Gesetzgebung Einfluss nahm, um ihr Privatvermögen zu verschleiern. Um den Tod von Harrys Mutter, Prinzessin Diana, ranken sich bis heute zahllose Verschwörungstheorien. Und auch sonst ist der Palast dafür bekannt, sich zu vielen Sachverhalten auszuschweigen, statt selbst an die Öffentlichkeit zu treten.

Das Interview mit Oprah Winfrey war bereits vor Jahren angedacht, aber der Pressestab des Palastes hatte es bislang dem Paar untersagt. Jetzt, frei von den goldenen Fesseln, lüfteten die beiden Aussteiger etwas den Schleier, der die königliche Familie umgibt. So erzählte Meghan Markle davon, wie sie sich immer und immer wieder alleingelassen fühlte, als die Klatschpresse sie für ihre Hautfarbe rassistisch angriff. Einzig ihr Ehemann Harry, der selbst noch 2005 in einer Naziuniform mit Hakenkreuzbinde auf einer Party fotografiert wurde, stand ihr zur Seite.

Aber nicht nur von außen, auch innerhalb des Palastes sah sich Markle Rassismus ausgesetzt: namentlich nicht näher genannte Royals sorgten sich darum, wie dunkel die Hautfarbe des Kindes von Prinz Harry und Markle, Sohn Archie, sein würde. Die schneeweiße Haut der Königsfamilie, ein Produkt sorgfältiger Inzucht zwischen europäischen Königsfamilien über die Jahrhunderte, könnte sonst nicht mehr garantiert werden und das würde angeblich ein schlechtes Licht auf die Institution werfen, die einst nahezu den halben Globus unterworfen und kolonialistisch beherrscht hatte, so wurde es anscheinend im Palast befürchtet. Spekulationen über die Hautfarbe des Kindes seien auch von Hofbeamten aufgeworfen worden. Nach seiner Geburt sollte Archie anders als anderen Mitgliedern der königlichen Familie keinen Personenschutz erhalten und als erstes Kind auch in der Familie keinen Titel.

In dieser Phase, gefangen im goldenen Käfig, nach außen hin heile Welt spielend, hatte Markle mit Depressionen und Suizidgedanken zu kämpfen, mit denen sie sich alleingelassen fühlte. Letztendlich war der Bruch mit der Krone eine Art Befreiungsschlag für die beiden. Und das Interview ein Angriff auf den Palast, dessen Presseabteilung sich aktuell von Krisensitzung zu Krisensitzung hangelt.

Das Interview wird der britischen Monarchie noch allerhand Probleme bereiten. Das Eingeständnis von Rassismus müsste eine interne Untersuchung nach sich ziehen, fortgesetztes Schweigen würde ebenfalls schlecht aussehen. Der ehemalige Premierminister Australiens, Malcom Turnbull, verkündete im Fernsehen, er würde es richtig finden, wenn sich Australien von der Queen als formellem Staatsoberhaupt verabschieden würde.

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