- Kommentare
- Berufskrankheiten
Nicht arbeiten, bis es weh tut!
Claudia Krieg wundert sich, dass über Berufskrankheiten so wenig bekannt ist
Ist eine Erkrankung mit dem Coronavirus eine Berufskrankheit oder nicht? Es kommt darauf, kann man von der Beratungsstelle Berufskrankheiten in der Hauptstadt lernen. Natürlich trifft das für die Beschäftigten im Gesundheitsbereich zu. Sie sind in ihrer Branche einem höheren Risiko ausgesetzt als der Rest der Bevölkerung. Aber was ist mit den vielen anderen »Systemrelevanten«, den Supermarktkassierer*innen, Beschäftigten der Lebensmittelindustrie, DHL-Bot*innen, Erzieher*innen, Lehrer*innen und auch Polizist*innen und Feuerwehrleuten? Sie wissen nicht, wo und bei wem sie sich angesteckt haben und ob es bei der Ausübung ihres Berufs passiert ist. Die Studien fehlen, die sich damit befassen. Sie fehlen auch denjenigen, für die ihre berufsbedingte Covid-19-Erkrankung bedeutet, dass sie zwar im Falle einer Berufskrankheit versichert wären, aber nicht nachweisen können, dass die Corona-Infektion auf ihren Beruf - und das kann immer auch heißen: auf mangelhaften Arbeitsschutz - zurückzuführen ist.
Abseits von dem alles bestimmenden Coronavirus: Bei von Lärmschwerhörigkeit, weißem Hautkrebs, Allergien, chronischen Atemwegs- oder Rückenerkrankungen Betroffenen ist es im Übrigen dasselbe. Nur ein Viertel der gemeldeten Fälle wird als Berufskrankheit anerkannt. Es fehlt nicht an Verordnungen zum Arbeitsschutz, woran liegt es dann? Sind die Ärzt*innen nicht in der Lage, Menschen nach ihrer Tätigkeit zu fragen? Wohl kaum. Es fehle häufig der Schritt, von einem Zusammenhang zwischen Beschwerden und Beschäftigung auf eine Berufskrankheit zu schließen, sagt Karin Wüst, Leiterin der Beratungsstelle Berufskrankheiten. Aber nur das würde vielen Arbeiter*innen helfen, sich nicht weiter krank zu schuften, sondern sich umzuorientieren oder »gute Arbeit« für sich zu fordern.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.