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Lügen, lügen, nochmals lügen
Peter Steiniger über die Flucht nach vorn des brasilianischen Präsidenten Bolsonaro
Lula hat ihm einen Stich versetzt: In der ersten Rede nach Rückerlangung seiner politischen Rechte in der vergangenen Woche hat Brasiliens früherer Präsident dem aktuellen Staatschef die Leviten gelesen. Die Menschen forderte er auf, Bolsonaros »schwachsinnigen Entscheidungen« in der Coronakrise nicht zu folgen und sich gegen Covid impfen zu lassen. Ganz egal, aus welchem Land der Impfstoff stamme. Mit diesem Angriff auf den rechten Demagogen hat Lula auch bei vielen Brasilianern angesichts einer katastrophalen Gesundheitspolitik und einer hohen Zahl an Covid-Todesfällen einen Nerv getroffen. Bolsonaro weiß genau, dass er dem Ausnahmepolitiker Lula nicht das Wasser reichen kann und fürchtet die nach wie vor große Popularität des früheren Präsidenten von der linken Arbeiterpartei. Bei den Wahlen 2022 könnte es zum großen Duell kommen.
Das Land hat sich zum Brennpunkt der Pandemie entwickelt. Angesichts millionenfach miserabler Arbeits- und Lebensbedingungen sind dort von vornherein große Bevölkerungsteile stärker gefährdet als in der »Ersten Welt«. Ganz zu schweigen von den Angehörigen der indigenen Völker. Umso bitterer ist der Preis, den Brasilien für das von der ultraliberalen Politik verursachte Impfstoffchaos entrichtet. Erst warf das Land Geld für das ungeeignete Hydroxychloroquin aus dem Fenster, dann machte Bolsonaro das Coronavac-Vakzin als »China-Impfung« nieder. Nach Lulas starkem Auftritt schlägt der Bolsonaro-Clan plötzlich andere Töne an: Impfen ist klasse und hilft der Wirtschaft. Der Präsident erinnert sich um und erklärt, noch nie gegen das Impfen gewesen zu sein. Und niemals habe er Covid als »kleine Grippe« abgetan. Das Lügen liegt ihm im Blut. Und Lula wirkt.
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