Impfturbo abgewürgt
Stopp des Vakzins von Astra-Zeneca behindert Kampf gegen Covid-19 weltweit
Berlin. Gut 1,6 Millionen Bundesbürger haben bisher ihre erste Dosis des Covid-19-Impfstoffs von Astra-Zeneca erhalten, nur einige Tausend hingegen die zweite. Doch die ist für den Schutz gegen eine Coronavirusinfektion notwendig. Der am Montag nach einzelnen Thrombosefällen verhängte vorläufige Impfstopp führt daher erst mal zu Verunsicherung: Was ist, wenn das Vakzin ganz aus dem Verkehr gezogen wird? Außerdem verabschiedet sich die Politik von der Ankündigung, vom nicht mal Schneckentempo in den Impfturbo zu schalten. Ein für Mittwoch geplantes Bund-Länder-Treffen wurde nun abgesagt. Bei der Telefonkonferenz sollte entschieden werden, ab Mitte April auch die vielen Hausarztpraxen in die Impfkampagnen einzubeziehen.
Der Stopp in Deutschland und etwa einem Dutzend weiterer europäischer Staaten hat zudem globale Auswirkungen. Das leicht zu lagernde und preisgünstige Vakzin von Astra-Zeneca wird auch im globalen Süden in vielen Ländern eingesetzt. Die Covax-Initiative der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die den ärmsten Staaten kostenlos Impfstoff zur Verfügung stellen will, wird fast ausschließlich vom Astra-Zeneca-Konzern beliefert, der auch in Indien produzieren lässt. Zuletzt hat Jamaika eine größere Lieferung erhalten. Die Haltung mancher EU-Länder wird gerade in Afrika die Skepsis gegenüber westlichen Pharmakonzernen vergrößern und das Gefühl, mit schlechteren Produkten abgespeist zu werden. Die UN-Organisation startete daher selbst eine Prüfung. Wie die meisten Mediziner und Wissenschaftler sieht sie derzeit kein Alarmzeichen. Die Vorfälle seien nicht notwendigerweise aufs Impfen zurückzuführen, betonte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Auch die EU-Arzneimittelagentur EMA hält den Nutzen bis zum Abschluss der laufenden Untersuchungen für größer als die Gefahren. Die Behörde will am Donnerstag eine Einschätzung zur weiteren Verwendung abgeben. KSte Seiten 2 und 11
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.