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Unterwegs nach Katar

Europas WM-Qualifikation hat begonnen, 55 Nationalteams plus Katar. Die Kritik am Ausrichter schwillt an

Seit Mittwoch läuft sie, die Qualifikationsrunde des europäischen Fußballverbandes, der insgesamt 13 seiner Mitgliedsnationen zur Fußball-WM im Winter 2022 schicken darf: 55 Mannschaften messen sich in zehn Gruppen, nur die Gruppensieger kommen weiter, die Gruppenzweiten müssen sich mit den Nations-League-Besten um drei weitere WM-Startplätze balgen.

Für die deutschen Fußballer geht es an diesem Donnerstag los: Im Duisburger Wedau-Stadion ist die Auswahl Islands der Auftaktgegner in diesen WM-Zyklus. Vermutlich ist der WM-Teilnehmer von 2018 aus dem Norden auch gleich der schwerste Gruppengegner. Am Sonntag tritt die DFB-Elf in Bukarest gegen Rumänien an, ehe am kommenden Mittwoch die Auswahl Nordmazedoniens in Duisburg zu Gast sein wird.

»Wir wollen nicht nur mit guten Ergebnissen in die WM-Qualifikation starten, sondern uns positiv zeigen gegenüber den Fans, nachdem wir im November sehr schlecht aus dem Jahr raus gekommen sind«, kündigte Bundestrainer Joachim Löw einen Tag vor dem ersten Heimspiel in der Gruppe J an. Er erwarte eine Reaktion auf die 0:6-Blamage in Spanien, so Löw.

Nach der EM im Sommer wird er abtreten - nach 15 Jahren als Bundestrainer. Den Rest der Qualifikation wird sein Nachfolger bestreiten - alles andere als der erste Platz in der Gruppe wäre allerdings eine Enttäuschung für den Fußball-Weltmeister von 2014. Neben Island, Rumänien und Nordmazedonien sollten Armenien und Liechtenstein keine allzu großen Hürden darstellen auf dem direktem Weg zur Wüsten-WM.

Katar mischt mit in Europa

Auch die Fußballauswahl des WM-Gastgebers Katar darf in der europäischen Qualifikation mitmischen - außerhalb der Wertung in Gruppe A. Auf Einladung der Uefa treten die Fußballer aus der Golfmonarchie in der Gruppe des Europameisters Portugal an. Am Mittwochabend sollte die Mannschaft, die vom Spanier Félix Sánchez Bas trainiert wird, in Debrecen (Ungarn) auf Luxemburg treffen. Am Sonnabend bzw. Dienstag sind am selben Ort Aserbaidschan und Irland die nächsten Gegner. Sánchez Bas nennt die Europa-Qualifikation eine »echte Herausforderung« und »die beste Vorbereitung auf das Turnier«. Zwar ist Katar nur 58. der Weltrangliste, immerhin aber geht man als amtierender Kontinentalmeister in die Qualifikation: 2019 hatte die Fußballauswahl der Golfmonarchie überraschend die Asienmeisterschaft gewonnen. »Wir können mit jeder Mannschaft mithalten«, sagt Sánchez Bas.

Kritik wegen Arbeitsmigranten

Doch auch ein sportlich starker Gastgeber kann kaum Vorfreude auf die Dezember-WM erzeugen. Im Gegenteil, Katar steht wegen Menschenrechtsverletzungen weiterhin in der Kritik - zuletzt vor allem, nachdem die englische Zeitung »Guardian« vor vier Wochen vorgerechnet hatte, dass in Katar seit Vergabe der WM im Dezember 2010 mehr als 6500 Arbeitsmigrantinnen oder -migranten aus Indien, Pakistan, Nepal, Bangladesch und Sri Lanka gestorben sind.

Angesichts dieser Zahlen hatten norwegische Erstligisten zum WM-Boykott aufgerufen. In Norwegen will der nationale Verband Ende Juni auf einer außerordentlichen Generalversammlung über einen Boykott abstimmen lassen. In Deutschland forderte das Bündnis »ProFans« einen WM-Verzicht.

Das Organisationskomitee indes erklärte, nur 30 000 Menschen seien überhaupt auf WM-Baustellen im Einsatz, zudem habe man mit der Internationalen Arbeitsorganisation ILO die Bedingungen der Arbeitsmigranten verbessert und den Mindestlohn auf 230 Euro erhöht. Einen Zusammenhang der Todesfälle mit der WM wies Katar zurück und begründete die Zahl der Todesfälle mit der hohen Zahl von Arbeitsmigrantinnen und -migranten. Etwa 1,4 Millionen Menschen aus den im »Guardian« genannten Ländern sind derzeit in Katar angestellt, setzt man diese Zahl in Relation zu den Todesfällen wird eine ernsthafte Einordnung schwer: Prozentual liegt eine Sterblichkeitsrate wie unter Katars Arbeitern nicht gravierend über der einer vergleichbaren Gruppe in Europa.

»Es ist äußerst schwierig zu überprüfen, wie viele Todesfälle es im Umfeld der WM gegeben hat und welche die Ursachen dafür waren. Die katarische Regierung veröffentlicht dazu keine offiziellen Daten«, so Regina Spöttl, Katar-Expertin bei Amnesty International. »Amnesty fordert Katar dringend auf, die Zahlen und die Ursachen dieser Todesfälle transparent zu machen und eine gründliche und unabhängige Untersuchung der häufigsten Todesursachen durchzuführen.«

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