Der Kick fürs Leben

Marzahner Jugendeinrichtung lädt zum Sommerfest

  • Barbara Staacke
  • Lesedauer: 3 Min.
Wenn sie auf der Bühne loslegen, bekommen die Zuschauer große Augen. Acht junge Männer zwischen 16 und 22 Jahren tanzen, springen, überschlagen sich und brillieren mit anderen akrobatischen Künsten - »Streetbeatz« nennt sich die Truppe. Ihre Trainingsstätte ist »Kick«, eine Einrichtung des Vereins für Sport und Jugendsozialarbeit an der Fichtelberger Straße 18A in Marzahn. Immer mittwochs oder bei Festen kann man sie in Aktion erleben. Auch in Jugendklubs treten sie auf, um sich ein bisschen Taschengeld zu verdienen. Falls sie nicht ausgebucht sind, kann man sie zum Sommerfest am morgigen Freitag ab 14 Uhr tanzen sehen. Kastro, so sein Künstlername, will eines Tages sein Hobby zum Beruf machen. Zunächst absolviert der junge Mann mit Hut, den er auch bei seinen Stunts nicht ablegt, erst einmal die Lehre zum Einzelhandelskaufmann. »Ein Leben ohne Breakdance ist für mich nicht vorstellbar«, betont der 22-Jährige und spricht damit für die ganze Truppe. »Wir wollen immer besser werden«, unterstreicht Marco (18), der täglich nach der Berufsschule trainiert und sich als Aufpackkraft im Supermarkt einige Cent verdient. Für die Proben im »Kick« bezahlen die Jugendlichen nichts. Das gilt auch für alle anderen Angebote wie Schlagzeug, Fußball, Beach- und Volleyball oder Krafttraining. Täglich betreuen Projektleiterin Sabine Straube und ihr Team bis zu 80 Kinder und Jugendliche. »Integration durch Sport« heißt ihre Devise. »Dadurch lernen sie, sich an die Regeln zu halten und sich ohne Fäuste auseinanderzusetzen«, sagt die Mitarbeiterin. Die meisten kennt sie von klein auf. Dazu gehört Angelina, die noch im Kinderwagen saß, als sie das erste Mal im »Kick« war. »Hier hat man mir Kochen und Backen beigebracht. Auch Radfahren habe ich hier gelernt«, schwärmt die 14-Jährige, die bei ihrem alleinerziehenden Vater lebt. Sabine Straube und ihr Kollege Dietmar Lorenz, die einzigen fest Angestellten, sind ständig umlagert und mit den kleinen und großen Sorgen der jungen Besucher konfrontiert. Neben dem Mittagessen, das sie dank Zutaten der Berliner Tafel mit den Jugendlichen zubereiten, helfen sie bei den Hausaufgaben oder pauken mit ihnen für den Hauptschulabschluss. Ohne Ein-Euro-Jobber und die Ehrenamtlichen wäre die Arbeit kaum zu schaffen. Allein die Vorbereitungen für das Sommerfest verlangt der Crew einiges ab. So soll eine Eltern-Kind-Olympiade starten und zwei Monate lang die Familien nachmittags auf Trab halten. Tischtennis-, Streetsoccer-, und Beachvolleyballturniere werden weitere Höhepunkte sein. Traditionell werden Teams gegen die Mannschaft des Marzahner Polizeiabschnitts antreten. »Über den Sport finden wir Zugang zu den Jugendlichen«, sagt Gerd Boussel, Präventionsbeauftragter des Polizeiabschnittes 62. »Viele Eltern haben kein Geld und können es sich nicht leisten, ihren Nachwuchs in einen Verein zu schicken.« Für manche ist die Einrichtung auch eine Chance. Darunter sind 12- und 13-Jährige, die gestohlen oder sich geprügelt haben. Ebenso werden strafmündige Jugendliche in die Einrichtung vermittelt, damit sie dort ihre Sozialstunden ableisten. »Wir versuchen, die Probleme mit ihnen zu lösen und wollen sie fürs Leben vorbereiten«, ist Sabine Straube zuversichtlich.

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