Warten auf das ersehnte Zeichen aus Genf und Den Haag

Wegen Menschenrechtsverbrechen soll Duterte vor dem Internationalen Strafgerichtshof angeklagt werden

  • Rainer Werning
  • Lesedauer: 2 Min.

Der »Anti-Drogen-Krieg« und antikommunistischer Feldzug des philippinischen Präsidenten Rodrigo R. Duterte kosteten mindestens 25 000 Menschen das Leben, darunter über 260 Menschenrechtler, Anwälte und Journalisten. Die Philippinen rangieren für Sozialaktivisten und Umweltschützer hinter Kolumbien und Brasilien auf Platz drei der weltweit gefährlichsten Länder. Gleichzeitig weist das Land in der gesamten Region Asien-Pazifik trotz härtestem und längstem Lockdown die schlechteste Performance bei der Covid-19-Pandemiebekämpfung aus.

Was die desolate Menschenrechtssituation betrifft, so traf im Oktober 2020 die Internationale Koalition für Menschenrechte in den Philippinen (ICHRP) die Entscheidung, eine unabhängige internationale Untersuchung der Menschenrechtslage im Land – kurz, Investigate.ph – zu organisieren. Dies geschah als Reaktion auf die für die Zivilgesellschaft äußerst enttäuschende und schwache Resolution des UN-Menschenrechtsrates (UNHRC) in Genf, der den Empfehlungen eines kritischen Berichts der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte vom Juni 2020 nicht nachkam. Der Bericht hatte unter anderem eine unabhängige internationale Untersuchung der dramatischen Menschenrechtssituation unter der Duterte-Regierung verlangt.

Teller und Rand - der Podcast zu internationaler Politik

Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.

Die Arbeit der Untersuchungskommission wird von 17 international renommierten Persönlichkeiten unterstützt, unter anderem Juristen und Mitglieder verschiedener Kirchengemeinschaften, die als unparteiische Verfechter der Menschenrechte anerkannt sind. Anhand von Interviews mit den Opfern und Zeugen der Menschenrechtsverletzungen werden sie in den kommenden Monaten drei Berichte erarbeiten, von denen der erste bereits am 16. März vorgestellt wurde, die jeweils ein aktuelles Bild der Situation in den Philippinen vermitteln. Der letzte Bericht soll dem UNHRC zu seiner Sitzung im September vorgelegt werden, in der die Umsetzung der Resolution von September 2020 durch die philippinische Regierung überprüft wird. Mit dieser Kampagne will Investigate.ph Druck auf die zuständigen UN-Gremien und andere internationale Organisationen ausüben, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Ende 2020 hatte der Internationale Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag erklärt, es gäbe eine vernünftige Grundlage für die Annahme, dass im »Anti-Drogen-Krieg« Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen wurden. Investigate.ph ist zuversichtlich, dass der ICC, der die Menschenrechtsverletzungen in den Philippinen seit 2018 untersucht, seine vorläufigen Ermittlungen vor Ende Juni 2021 abschließen und entscheiden wird, ob und wann ein Strafverfahren gegen Präsident Duterte eingeleitet wird.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.