Beflügelte Region

Städte und Gemeinden um Schönefeld wollen BER-Umfeld gemeinsam entwickeln

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Auch wenn am Berliner Hauptstadtflughafen derzeit coronabedingt weitgehend Ruhe herrscht: die Gemeinden rund um Schönefeld müssen spätestens seit Inbetriebnahme des BER im Herbst 2020 den wirtschaftlichen Aufschwung der Region managen. Es geht darum, vor allem die kommunale und Verkehrsinfrastruktur landkreis- und länderübergreifend zu ertüchtigen und auf eine wachsende Bevölkerung sowie zunehmende Verkehrs- und Pendlerströme einzustellen.

Am Montagabend tagte dazu das Kommunalpolitische Forum der Arbeitsgemeinschaft Dialogforum Airport Berlin-Brandenburg. Es ging darum, die Vertreter der Städte und Gemeinden auf den aktuellen Arbeitsstand des Gemeinsamen Strukturkonzeptes für die Flughafenregion zu bringen.

Wie der Vorsitzende des Dialogforums, Alfred Reichwein, dem »nd« am Dienstag bestätigte, werde man das Konzept den Mitgliedern am 24. Juni zur Beschlussfassung vorlegen. »Es geht im Dialogforum vor allem um das gemeinsame Gestalten«, betonte er. Im Zentrum stünden alle BER-Anrainer betreffende Themen wie Verkehr, Klima und Feinstaubbelastung. Es gehe auch darum, wo man in Zukunft Wohngebiete ansiedeln sollte, wo Familien gut leben können, gute Verkehrsanbindungen vorfinden, gute Arbeit, eine gute Bildungsinfrastruktur und klimaneutrale Quartiere, so Reichwein. Diskutiert werde all dies vor dem Hintergrund eines sich im Rekordtempo vollziehenden Wandels in der Flughafenregion - mit zum Teil herausfordernden Folgen. Eine dieser Auswirkungen seien die explodierenden Grundstückspreise.

Aus Sicht von Matthias von Popowski, Geschäftsführender Gesellschafter des mit der Konzeptentwicklung beauftragten Unternehmens Complan, herrscht noch immer verbreitet Unklarheit darüber, was eine regionale Arbeitsgemeinschaft wie das Dialogforum leisten kann. In der Diskussion mit Gemeindevertretern gerate man aber sehr schnell auf die kommunale Ebene. »Die Frage, die viele gestern bewegte, lautete: Was ist denn nun mit dem straßenbegleitenden Radweg von Eichwalde nach Schulzendorf?«

Da müsse man dann für Klarheit sorgen, sagte Popowski: »Eine Kommunale Arbeitsgemeinschaft, so wie sie jetzt organisiert und strukturiert ist, wird nie einen Radweg bauen. Das bleibt Aufgabe der jeweiligen Stadt oder Gemeinde, des Bezirks oder Landkreises, je nachdem, wer zuständig ist.« Popowski betonte aber: »In dem Strukturkonzept, wie wir es derzeit erarbeiten, wird der starke gemeinsame Wille der Kommunen formuliert: Das sind die Zielrichtungen, wo wir hinwollen.«

Es gehe darum, die Kommunen im Forum hinter wichtigen gemeinsamen Themen zu versammeln. Zum Beispiel beim Verkehr. »Der Verkehr war gestern das erste Thema, er ist eigentlich immer das erste Thema«, so der Konzeptentwickler. Auf diesem Gebiet werde viel geplant oder sei schon im Bau. »Der Ausbau der Dresdner Bahn läuft planmäßig, es wird den Flughafenexpress geben. Vermutlich wird auch die S-Bahn-Verlängerung nach Rangsdorf erfolgen, und auch die Verlängerung der U-Bahn-Linie U7 zum BER ist nicht mehr völlig aus der Welt.« Aber diese Vorhaben würden noch Jahre oder gar Jahrzehnte brauchen, bis sie realisiert sind. »Die aktuellen Herausforderungen beziehen sich aber sehr oft auf kommunale Betrachtungen darüber, wo zum Beispiel eine Straßenkreuzung überlastet ist.«

Auf die Folgen der dynamischen Entwicklung im BER-Umfeld für die Städte und Gemeinden macht der Andreas Igel (SPD), Bürgermeister der Stadt Ludwigsfelde (Teltow-Fläming) und Vizechef des Dialogforums, aufmerksam. »Der Zuzug junger Familien fordert den Aus- und Neubau von Kindertagesstätten und Schulen, und auch die ärztliche Versorgung muss sichergestellt werden«, sagte er. Die gewerblich-industrielle Entwicklung belaste die Verkehrsinfrastruktur. »Diese Herausforderungen kann eine einzelne Gemeinde nicht mehr alleine bewältigen, dafür sind wir in der Region zu eng miteinander vernetzt.« Es brauche eine übergemeindliche Betrachtung, die Chancen und Risiken abwägt, sinnhafte Siedlungsbereiche und Verkehrsinfrastrukturen beschreibt und nicht zuletzt zusammenhängende Grün- und Freiräume sichert und aufzuwerten hilft.

Die Kommunale Arbeitsgemeinschaft Dialogforum wurde 2006 als Kommunikations- und Kooperationsplattform der Kommunen in der Flughafenregion und der drei anliegenden Berliner Bezirke mit dem Flughafenbetreiber gebildet. Berlin und Brandenburg sind unterstützende Mitglieder. 2019 wurde die Potsdamer Firma Complan Kommunalberatung GmbH mit der Fortschreibung des Gemeinsamen Strukturkonzeptes Flughafenregion Berlin-Brandenburg in der Perspektive 2030 beauftragt.

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