Nazis mit Pfeil und Bogen
Thüringer Landtagsabgeordnete warnen vor rechtem Treffpunkt
Mehrere Mitglieder des ehemaligen Thüringer NSU-Untersuchungsausschusses haben sich gegen Überlegungen ausgesprochen, in Saalfeld den Bau eines Bogenschießparcours zu genehmigen. Sie glauben, dass damit ein weiterer Treffpunkt der rechten Szene im Freistaat entstehen könnte. Denn der Mann, der die Anlage mutmaßlich betreiben will, habe schon während der parlamentarischen Ermittlungen zum rechtsterroristischen NSU-Komplex eine Rolle gespielt, sagte die Grünen-Landtagsabgeordnete Madeleine Henfling gegenüber »nd«. Ihr sei nicht bekannt, dass er sich jemals von der rechten Szene gelöst habe. »Deshalb ist dringend davon abzuraten, ihn ausgerechnet eine Bogenschießanlage betreiben zu lassen«, erklärte sie. Auch der Thüringer Verfassungsschutz sieht das Vorhaben kritisch.
Hintergrund für die Kritik sind Pläne, in Schmiedefeld in Ostthüringen eine Bogenschießanlage zu bauen. Schmiedefeld gehört inzwischen zur Stadt Saalfeld. Mehrere Kommunalpolitiker hatten die Pläne im vergangenen Jahr nach einem Zeitungsbericht begrüßt. Unter anderem erhoffen sie sich davon Impulse für den Tourismus in der Region. Eine Sprecherin der Stadtverwaltung Saalfeld sagte, ob die Anlage genehmigt werde, hänge vom Landratsamt des Kreises Saalfeld-Rudolstadt ab. Es sei die zuständige Baugenehmigungsbehörde.
Wie Henfling erklärten auch die Linke-Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss und die SPD-Politikerin Dorothea Marx, sie hielten es für keine gute Idee, dem Antragsteller eine Genehmigung zu erteilen. Der Mann habe in der Vergangenheit selbst Rechtsrock-Konzerte veranstaltet und bereits einen Treffpunkt der rechten Szene betrieben, sagte König-Preuss. »Hinzu kommt, dass mir Informationen vorliegen, aus denen hervorgeht, dass diese Person mit dem verurteilten NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben und Personen, die den militanten Turonen zugehörig sind, weiterhin Kontakt pflegt«, erklärte die Politikerin und fügte hinzu: »Mir ist es unverständlich, wie man angesichts der hinter der Bogenschießanlage stehenden Person auch nur auf die Idee kommen kann, ein solches Projekt zu unterstützen.« Henfling sagte, das Training an Waffen spiele in der Neonaziszene eine wichtige Rolle. »Diese Anlage könnte somit Teil extrem rechter Infrastruktur werden.« Sowohl Marx als auch König-Preuss und Henfling waren Mitglieder im Thüringer NSU-Untersuchungsausschuss.
Der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan J. Kramer, wollte sich nicht zu Erkenntnissen des Nachrichtendienstes zu dem Mann äußern. Allerdings teile er grundsätzlich die Auffassung, »dass es nie gut ist, wenn Rechtsextreme Umgang und Gelegenheit zum Üben mit Waffen, egal welcher Art, haben«, sagte er. Der Mann, der die Anlage errichten will, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
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