- Kommentare
- Pflegenotstand
Spahns Gesundheitsimperialismus
Simon Poelchau über die Anwerbung von Pfleger*innen im Ausland
Keine Frage: Die Coronakrise hat die Probleme im Gesundheitswesen noch massiv verschärft. Arbeiteten Pflegekräfte schon vor der Pandemie häufig am Rande der Belastungsgrenze, so müssen sie nun Unglaubliches schaffen. Dafür wurden sie vor einem Jahr beklatscht. Doch anstatt die Gesundheitskrise grundlegende anzugehen, macht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn stur weiter wie bisher. Dass er vergangenes Jahr noch mehr Pflegekräfte als die Jahre zuvor aus dem Ausland anwarb, zeigt dies.
Denn die Pandemie beschränkt sich nicht nur auf die Bundesrepublik, sie wütet überall auf der Welt. Und schon vor ihr war Spahns Gesundheitsimperialismus im Ausland nicht gern gesehen. Denn die Pflegekräfte werden auch dort gebraucht, jetzt noch mehr als in den Zeiten vor Corona. So gibt es häufig in den Ländern, in denen Spahn auf Arbeitskräftefang geht, im Vergleich zur Bevölkerungszahl bereits weniger medizinisches Personal als hierzulande.
Jene Menschen zu kritisieren, die auf die Anwerbungen eingehen und zum Arbeiten hierherkommen, ist aber grundlegend falsch. Es ist ihr gutes Recht, für ein besseres Leben hierherzukommen. Stattdessen muss mit ihnen für eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen für alle gekämpft werden. Das macht auch die Pflege besser.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.