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Andocken in Schwarze Pumpe
Das Gründerzentrum Dock 3 und sein Wert in den Zeiten des Strukturwandels
Die Dame am Empfang grüßt freundlich. Gäste sind hier zu verschiedenen Veranstaltungen willkommen, Mieter sowieso. Mit Fassaden in Weiß und Blau stehen zwei Gebäude nebeneinander: das Bürohaus und die Werkhalle. Hier können Unternehmer andocken, sich einen Schreibtisch und eine Werkstatt mieten. Tagungsräume und Lagerkapazitäten sind ebenfalls vorhanden. So zeigt sich das Dock³ Lausitz, ein Kompetenzzentrum für Gründer und Gewerbe im Industriepark Schwarze Pumpe. Im Oktober 2020 ist es eröffnet worden.
Inzwischen ist es zu mehr als 80 Prozent ausgelastet und damit im Prinzip schon überbelegt, wie Roland Peine erläutert. Er ist Geschäftsführer der ASG Spremberg GmbH, die das Dock³ betreibt. Eigentümer ist ein Zweckverband der brandenburgischen Stadt Spremberg und der benachbarten sächsischen Gemeinde Spreetal.
Überbelegt insofern, als beim Bau des vergleichsweise kleinen und kompakten Gründerzentrums geplant war, es zu nur 80 Prozent auszulasten - um bei Anfragen schnell etwas anbieten zu können, wie Roland Peine erläutert. Jetzt könnte man also bereits eine Erweiterung ins Auge fassen. Die Überlegung ist, Neuentwicklungen beispielsweise aus der Technischen Universität Cottbus-Senftenberg anzulocken, damit sie hier den Zugang zur Industrie finden. Werbend heißt es: »Wir glauben, dass der Strukturwandel in der Lausitz unzählige Chancen bietet. Mit dem Gründerzentrum Dock³ Lausitz bieten wir Startups und Unternehmen ideale Bedingungen, um neue Ideen, innovative Geschäftsfelder sowie zukunftsträchtige Produkte und Technologien zu entwickeln und umzusetzen.«
Die ASG kümmert sich nicht allein um das Dock³. Sie ist für das Management des gesamten Industrieparks zuständig, kümmert sich beispielsweise um Trink- und Abwasser, kämpft für eine optimale Verkehrsanbindung. Seit 12. April halten Busse der Linie 160 von Hoyerswerda nach Spremberg und zurück einmal früh und zweimal nachmittags beziehungsweise abends am Dock³. Der Industriepark ist mit Straßen erschlossen, aber auch mit Schienen, auf denen Werkseisenbahnen der Lausitzer Energie AG fahren. Anschluss ans Netz der Deutschen Bahn besteht.
Insgesamt rund 5300 Arbeitsplätze gibt es in den 110 verschiedenen Firmen auf dem Gelände. Siemens und Veolia sind hier mit Niederlassungen vertreten. Die Erwartung, dass vor Ort unter dem Strich noch mehr Arbeitsplätze entstehen, muss ASG-Geschäftsführer Peine dämpfen. Zunächst komme es darauf an, die bisherige Zahl zu halten, meint er. Der Industriepark Schwarze Pumpe liegt teils auf brandenburgischem, teils auf sächsischem Territorium. Brandenburgische Flächen sind bei Investoren begehrter, wie Roland Peine erläutert. Das liege daran, dass sie zum Landkreis Spree-Neiße gehören, der eine Grenze zu Polen hat. Dies verspricht mehr EU-Fördermittel. Der sächsische Teil des Industrieparks gehört zum Landkreis Bautzen - und der hat keine Grenze zum Ausland. Zu DDR-Zeiten waren auf dem weitläufigen Areal zuletzt rund 15 000 Menschen beschäftigt. Damals befand sich hier das Gaskombinat Schwarze Pumpe. Der volkseigene Betrieb trug den Beinamen Fritz Selbmann. Das war der einstige KZ-Häftling und spätere Schriftsteller, der am 31. August 1955 als damaliger Minister für Schwerindustrie den ersten Spatenstich für den Bau des Gaskombinats setzte. Genau genommen nahm Selbmann für diesen symbolischen Akt gar keinen Spaten in die Hand, sondern fuhr mit einer Planierraupe dorthin, wo eine 3,7 Kilometer lange Betriebsstraße beginnen sollte.
Ebenfalls am 31. August 1955 wurde auch der Grundstein für die ersten Wohnungen der Arbeiter gelegt - im sächsischen Hoyerswerda. Die Einwohnerzahl der Stadt betrug damals knapp 8000, zur Wende dann 65 000. Inzwischen leben hier noch rund 32 500 Menschen. Es gilt allenfalls bedingt, was Liedermacher Gerhard Gundermann (1955-1998) in einem Refrain über den Ort sang: »Hoy Woy/ Dir sind wir treu/ Du blasse Blume auf Sand./ Heiß, laut/ Staubig und verbaut/ Du schönste Stadt hier im Land.« Gundermann, Baggerfahrer im Braunkohletagebau und zugleich umweltbewusst, erfuhr den Strukturwandel Anfang der 1990er Jahre mit seinen Kollegen am eigenen Leibe. In seinen Liedern sang er auch davon: »Meine Grube Brigitta ist pleite« und »Frühstück für immer«.
Die Erinnerung an damals erklärt die im Revier herrschende Angst vor dem kompletten Aus für die Braunkohle spätestens im Jahr 2038. Das Dock3 ist da ein Hoffnungsschimmer. Der Landtagsabgeordnete Christian Görke (Linke) denkt: »Da steckt Potenzial drin.« Er war bei der Grundsteinlegung dabei und sah das Zentrum nun vor wenigen Tagen zum ersten Mal im fertigen Zustand. Er war beeindruckt, wie schnell es sich etablieren konnte.
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