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Marokko öffnet Ring um Ceuta
Bis zu 10 000 Migrationswillige gelangten in die spanische Exklave. Polizei und Militär bringen viele zurück
Berlin. Sechs Meter hoch sind die Grenzzäune, die Ceuta vor Migranten und Geflüchteten abschirmen. Oben sind sie von Nato-Draht gekrönt. Die Stadt an der Straße von Gibraltar, dem Tor zum Mittelmeer, ist eine spanische Exklave, umgeben von marokkanischem Territorium. Immer wieder spielten sich hier dramatische Szenen ab. Insbesondere Geflüchtete aus Ländern südlich der Sahara versuchten zwischen 2016 und 2019 wiederholt, die lebensgefährlichen Grenzanlagen zu überwinden, teils erfolgreich.
Jetzt haben Verantwortliche in Marokko offenbar die Sicherheitskräfte in Ceuta angewiesen, die Überwachung des Zauns einzustellen. Videos zeigen, dass sie die Menschen gewähren ließen, wenn diese ins Meer gingen, um schwimmend oder bei Ebbe watend um den Zaun herum nach Ceuta zu gelangen. Rund 10 000 Personen sollen dadurch am Montag und Dienstag in der Exklave eingetroffen sein.
Beobachter werten das Vorgehen als politisches Manöver des nordafrikanischen Königreichs gegenüber Spanien. Auslöser soll nach Einschätzung spanischer Medien der Umstand gewesen sein, dass die Behörden in Madrid kürzlich die Behandlung des Chefs der sahrauischen Unabhängigkeitsbewegung Polisario, Brahim Ghali, in einem Krankenhaus der spanischen Stadt Logroño erlaubten. Marokko beansprucht das Gebiet Westsahara an seiner Südgrenze seit dem Abzug der ehemaligen Kolonialmacht Spanien 1975 und hat es zum größten Teil annektiert. Die sozialistische Frente Polisario kämpft seither für eine unabhängige Republik Sahara. Derzeit kontrolliert die Polisario nur einen kleinen Teil von Westsahara. Die Vereinten Nationen fordern ein Referendum, bei dem die Sahrauis über den Status ihres Gebiets entscheiden können. Marokko will ihnen aber höchstens eine begrenzte Autonomie gewähren. Dass der führende Kopf der Polisario nun in Spanien behandelt wurde, sieht die Regierung in Rabat ebenso als Affront wie die jüngsten Forderungen aus der EU nach einer politischen Lösung für die Westsahara.
Nach spanischen Angaben wurden bis zum Dienstagnachmittag 2700 Menschen wieder auf die marokkanische Seite zurückgebracht. Soldaten hinderten Schwimmer zudem mit Schlagstöcken daran, in Ceuta an Land zu gehen. Nur völlig Erschöpfte wurden auf Tragen zu Krankenwagen gebracht. Am Vortag war von einem Ertrunkenen berichtet worden. Die Polizei von Ceuta setzte Tränengas gegen Menschen ein, die sich am Zaun versammelt hatten und Einlass forderten. Einige hatten Steine geworfen. nd Seite 5
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