Impfpatente sind Gemeingut
Hilfsorganisationen fordern Freigabe, während sich EU-Parlament uneins ist
Berlin. Die Corona-Pandemie zeigt wie ein Brennglas, wie wichtig soziale Sicherungssysteme und Investitionen in Gesundheit sowie Ernährungssicherung sind. Das ist eine der Grundthesen, die bei der Vorstellung des «Kompass 2021» zur Wirklichkeit der deutschen Entwicklungspolitik vom Kinderhilfswerk terre des hommes (tdh) und der Welthungerhilfe in Berlin vertreten wurden.
«Klimawandel, Kriege und Corona kosten täglich Menschenleben und daher brauchen wir langfristig mehr Gelder, politische Lösungen in den Konfliktregionen und den Fokus auf die ärmsten Länder in der Entwicklungszusammenarbeit», sagte Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe. «Im letzten Jahr ist die Zahl der Menschen, die unter akutem Hunger leiden, auf 155 Millionen Menschen in 55 Ländern gestiegen. In Krisengebieten wie Syrien und dem Südsudan hungert mehr als die Hälfte der Bevölkerung», führte Mogge aus. Vor allem Frauen und Kinder sind besonders betroffen und in einigen Regionen vom Hungertod bedroht.
Birte Kötter, Vorstandssprecherin von tdh, mahnte schnelle Hilfe an: «Wir brauchen dringend humanitäre Hilfslieferungen wie Impfstoffdosen und Sauerstoffanlagen, aber auch einen solidarischen Umgang mit wissenschaftlichen Forschungsergebnissen und Technologien zur Pandemiebekämpfung. Sie dürfen nicht den reichen Ländern vorbehalten bleiben, sondern müssen im Interesse der Zukunft von Kindern als öffentliches Gemeingut im Sinne der Menschheit betrachtet werden.» Konkret forderte Kötter eine zeitweilige Aufgabe des Patentschutzes, um die Corona-Pandemie global bekämpfen zu können.
Das Europaparlament zeigte sich bei dem Thema gespalten. Linke, Grüne und Sozialdemokraten forderten, dass sich die EU für das Aussetzen der Patente einsetzen solle. Es sei unwürdig, dies auf globaler Ebene zu blockieren, sagte Grünenfraktionschef Philippe Lamberts. Liberale, Christdemokraten und Rechtskonservative betonten hingegen, dass vor allem eine Steigerung der Produktionskapazitäten helfen würde, die Impfkampagnen weltweit voran zu bringen.« mli Seiten 5 und 8
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