Über 4000 Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert

Waffenruhe rückt offenbar näher / Bundesaußenminister Maas reist in Region

  • Lesedauer: 3 Min.

Tel Aviv. Aus dem Gazastreifen haben militante Palästinenser in den vergangenen eineinhalb Wochen nach Angaben der israelischen Armee rund 4070 Raketen in Richtung Israel abgefeuert. Davon seien etwa 610 noch in dem Palästinensergebiet am Mittelmeer niedergegangen, bevor sie israelisches Gebiet erreichten, teilte das Militär am Donnerstag mit. Das israelische Abwehrsystem Eisenkuppel (»Iron Dome«) hat demnach eine Abfangquote von etwa 90 Prozent.

Die Angaben galten bis Donnerstag um 7.00 Uhr Ortszeit (6.00 Uhr MESZ). Die Zahl der insgesamt abgefeuerten Raketen hatte die Armee am Vorabend mit rund 4000 angegeben. Militante Palästinenser feuerten nach Mitternacht Ortszeit zwar erneut Raketen ab. Im weiteren Verlauf der Nacht und am Morgen gab es jedoch zunächst keine Angriffe mehr. Zum Vergleich: Während des 51-tägigen Gaza-Kriegs 2014 waren insgesamt 4481 Raketen auf Israel abgefeuert worden.

Die internationalen Bemühungen um eine Waffenruhe in dem neu entflammten Konflikt zwischen Israel und militanten Palästinensern im Gazastreifen wurden zuletzt verstärkt. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) besucht an diesem Donnerstag Israel und die Palästinensergebiete. Ein hochrangiges Mitglied der islamistischen Hamas, die im Gazastreifen herrscht, schloss eine baldige Waffenruhe nicht aus. In israelischen Medien hieß es, binnen ein bis zwei Tagen könnten die Waffen schweigen.

Waffenruhe wird wahrscheinlicher

Vor dem Besuch von Bundesaußenminister Heiko Maas in Israel und den palästinensischen Gebieten im Westjordanland haben sich die Anzeichen für eine mögliche Waffenruhe verstärkt. Entsprechende Äußerungen gab es von Seiten der im Gazastreifen herrschenden Hamas, die mit dem Raketenbeschuss auf Israel begonnen hatte. »Ich denke, dass es in den nächsten zwei Tagen wahrscheinlich eine Waffenruhe geben wird. Gott weiß, wann die Vermittler eine Einigung erzielen können«, zitierten israelische Medien das Hamas-Führungsmitglied Mussa Abu Marzuk in der Nacht zu Donnerstag. Auch im israelischen Fernsehen wurde nicht ausgeschlossen, dass der von US-Präsident Joe Biden aufgebaute Druck zu einem Ende der Kämpfe führen könnte.

Maas will bei seinem Besuch ausloten, was die internationale Gemeinschaft zu einer Waffenruhe im Gaza-Konflikt beitragen kann. Vor allem aber gehe es ihm um ein Zeichen der Solidarität mit denjenigen, die Tag und Nacht um ihr Leben fürchten oder um ihre Angehörigen trauern müssten, sagte der SPD-Politiker kurz vor der Reise. »Deutschland steht ohne Wenn und Aber zu unserer Freundschaft mit Israel, das sich gegen den Raketenterror der Hamas verteidigen muss«, betonte Maas. »Und auch auf unsere humanitäre Unterstützung für die Palästinenser war selbst in schwierigen Zeiten immer Verlass.«

Entscheidend für ein Ende der Gewalt dürfte der Druck der USA sein. Das Weiße Haus hatte am Mittwoch mitgeteilt, US-Präsident Joe Biden habe Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu bei einem Telefonat gesagt, dass er noch im Laufe des Tages eine »deutliche Deeskalation (...) auf dem Weg zu einer Waffenruhe« erwarte. Netanjahu ignorierte diese Forderung und verkündete stattdessen anschließend über Twitter: »Ich bin entschlossen, diese Operation fortzusetzen, bis ihr Ziel erreicht ist.«

Ziel des Militäreinsatzes gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen sei es, den Bürgern Israels Sicherheit und Ruhe zu verschaffen, betonte Netanjahu. Auf die von Biden geäußerte Erwartung nach Deeskalation ging er nicht direkt ein. Er dankte dem US-Präsidenten lediglich dafür, dass er sich für das Selbstverteidigungsrecht Israels ausgesprochen habe. Agenturen/nd

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