Tesla-Tempo für alle

Industrie- und Handelskammern der Region dringen auf Entbürokratisierung

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

»Ich hoffe, Sie haben alle schon einen Tisch reserviert«, sagt die Pressesprecherin der Industrie- und Handelskammer (IHK) zum Abschied. Die Pfingsten erfolgte Öffnung der Außengastronomie erscheint in der Coronakrise ein Glücksmoment für das arg gebeutelte Gastgewerbe in der Region Berlin und Brandenburg zu sein. Während einzelne Industriezweige, beflügelt von der Konjunktur, das Niveau vor der Coronakrise wieder erreicht haben oder sogar mehr produzieren, steckt diese Branche in großen Schwierigkeiten.

Ohne die massive staatliche Hilfe wäre der Einbruch der Wirtschaft noch schlimmer ausgefallen, ist Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Berlin, überzeugt. In Berlin und Brandenburg schrumpfte die Wirtschaft um jeweils mehr als drei Prozent. »Wir brauchen einen stabilen Erholungspfad«, sagt Eder. Sonst werde aus der Coronakrise eine »Langzeitkrise«, sonst »gehen noch mehr Betriebe in die Knie«. Die vier Industrie- und Handelskammern von Berlin und Brandenburg machen Vorschläge zur ökonomischen Stabilisierung. Eder präsentiert sie gemeinsam mit Mario Tobias, dem Hauptgeschäftsführer der IHK Potsdam. Tourismusabgaben und auch Sondernutzungsgebühren für öffentliche Straßen und Plätze sollen nach ihren Vorstellungen ausgesetzt werden. Sonntagsöffnungen der Geschäfte sollten bis Ende 2022 großzügig genehmigt werden, auch vor Weihnachten, meint Eder. Sonst werde die Verödung der Innenstädte weitergehen.

Der Einzelhandel kämpft mit dem Versandhandel um die Kunden. Viele Verbraucher haben erst im Lockdown angefangen, Ware im Internet zu bestellen, weil mit Ausnahme der Lebensmittelgeschäfte fast alle Läden geschlossen waren. Viele haben erst dadurch gemerkt, wie bequem das ist, und bleiben nun wahrscheinlich dabei. Es gab alles andere als einen Ansturm auf Bekleidungsgeschäfte, als man dort zumindest mit vorher vereinbartem Termin wieder einkaufen durfte. Eine lahmende öffentliche Verwaltung und überbordende Bürokratie behindern die Gründung von Unternehmen, beklagt die IHK. Neben Hemmnissen sieht Tobias aber auch Chancen und Stärken von Berlin und Brandenburg, die kein anderer habe.

»Es gibt viele Metropolregionen in Deutschland, aber nur eine Hauptstadtregion«, sagt Tobias. Die günstigen Preise in Brandenburg und die Anziehungskraft von Berlin wirken demnach wie ein Magnet für Unternehmensgründer. Die stärkste Wachstumsdynamik in der Bundesrepublik weisen Regionen in Brandenburg auf, betont Tobias. »Aber wir sind noch nicht da, wo wir hingehören: an die Spitze.«

Der Hauptgeschäftsführer der IHK-Potsdam wünscht sich das »Tesla-Tempo für alle«. Das heißt, anderen Unternehmern soll bei Investitionen der Weg genauso schnell und zuverlässig geebnet werden wie Tesla-Boss Elon Musk. Diesem räumt das Land Brandenburg alle Hindernisse beiseite, damit er in Grünheide sein neues Werk für Elektroautos innerhalb von Monaten aus dem Boden stampfen kann.

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