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»Black Lives Matter«-Aktivistin lebensgefährlich verletzt
Die britische Aktivistin und Politikerin Sasha Johnson liegt mit einer Schusswunde im Krankenhaus. Die Hintergründe sind unklar
»Rassismus floriert im Kapitalismus«, das ist eine Grundüberzeugung der britischen »Black Lives Matter«-Aktivistin Sasha Johnson. Im vergangenen Jahr hatte sie die BLM-Proteste in Großbritannien mitorganisiert. In der Nacht vom Sonntag wurde der 27-Jährigen im Stadtteil Peckham in Südlondon in den Kopf geschossen. Nach Angaben ihrer Partei Taking the Initative (Die Initiative ergreifen) liegt sie schwer verletzt im Krankenhaus, ihr Zustand sei kritisch. Um 15 Uhr Ortszeit am Montag wurde von ihren Unterstützer*innen eine Mahnwache vor dem Krankenhaus abgehalten.
Die britische BLM-Organisation drückte in den sozialen Medien Schock und Solidarität aus: »Obwohl Sasha nicht Teil unserer Organisation war, gründete sie auf beeindruckende Weise eine neue, von Schwarzen geführte politische Partei und setzte sich für den Widerstand gegen anti-Schwarzen Rassismus ein«, heißt es dort. Jeder Versuch, sie einzuschüchtern oder zum Schweigen zu bringen, sei ein Angriff auf uns alle. Auch die Women’s Equality Party (Partei für Gleichheit der Frauen) äußerte sich solidarisch: »Alle Frauen sollten in der Lage sein, frei von der Angst vor Gewalt auf unseren Straßen zu leben.«
Noch sind die Hintergründe des lebensbedrohlichen Angriffs nicht aufgeklärt. Auf der Facebook-Seite ihrer Partei heißt es, Johnson habe im Vorfeld des Angriffs zahlreiche Morddrohungen erhalten. Die Londoner Polizei erklärte am Montag, es gebe keine Beweise, dass die 27-Jährige das beabsichtigte Ziel des Schusses war.
Imarn Ayton, eine Freundin von Johnson, sagte gegenüber der BBC, eine Operation sei gut verlaufen und ihre Eltern seien nun bei ihr. Sie erklärte, Johnson sei auf einer Party gewesen, als sie verwundet wurde. Auch Ayton gehe nicht davon aus, dass ihre Freundin gezielt getroffen wurde: »So weit ich weiß hat dieser Vorfall eher mit rivalisierenden Gangs zu tun als mit ihrem Aktivismus«, sagte Ayton.
Johnson ist Vorstandsmitglied der von Schwarzen Menschen geführten Partei Taking the Initative, die sich nach eigenen Angaben vor vier Jahren gegründet hatte, um die Inklusion von Schwarzen und Menschen der Arbeiterklasse in der politischen Arena des Vereinigten Königreichs sicherzustellen. Johnson hat einen Abschluss der Universität Oxford in Sozialfürsorge (Social Care) und setzt sich dafür ein, Obdachlose mit Essen zu versorgen.
»Sie hat eine große Leidenschaft für die Umsetzung von Veränderungen und Gerechtigkeit und hat sich aktiv für die Beseitigung von Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft eingesetzt«, heißt es über sie auf der Website von »Taking the Initiative«. Aufgrund ihrer militanten Ansichten ist sie nicht unumstritten. In den sozialen Medien gab es am Montag viel Anteilnahme aber auch Kritik. Sie habe Schwarze, die ihre Ansichten und Methoden nicht teilten, mit diskriminierenden Wörtern beleidigt. Andere werfen ihr »Rassismus gegen Weiße vor«. In einem Video verglich sie die Polizei mit der rassistischen Terrororganisation Ku-Klux-Klan und rief zu einer bewaffneten Schwarzen Miliz auf. Die Polizei schütze Statuen und Gebäude, statt Menschen, kritisierte sie.
Das spielt wohl auch auf Ereignisse des vergangenen Jahres an. Als Reaktion auf die Ermordung des Afroamerikaners George Floyd durch einen weißen Polizisten am 25. Mai entstand in Großbritannien eine breite Protestbewegung gegen Polizeibrutalität und Rassismus. Bildgewaltig stürzten Demonstrant*innen die Statue des Sklavenhändlers Edward Colston in Bristol und versenkten sie im Hafenbecken. Das löste internationale Diskussionen aus. Premierminister Boris Johnson nannte das einen »kriminellen Akt«.
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In der vergangenen Woche hatte die Universität Oxford verkündet, die Statue des Kolonialisten Cecil Rhodes, der das heutige Simbabwe unter britische Kontrolle brachte, entgegen früherer Ankündigungen nicht zu entfernen. Am Jahrestag der Ermordung George Floyds wie auch den ganzen Sommer über sind antirassistische Proteste in Großbritannien geplant. In der Kritik ist unter anderem ein Bericht der britischen Regierung, der zu dem Schluss kommt, dass es im Land keinen strukturellen Rassismus gebe.
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