- Politik
- Leni Breymaier
»Die Doppelmoral der SPD«
Sozialdemokratin Leni Breymaier erntet nach der Änderung ihres Vornamens Kritik von queeren Menschen
»Wo Leni drauf steht, ist auch Leni drin«, war dieser Tage über die SPD-Politikerin Leni Breymaier zu lesen. 1960 in Ulm geboren, erhielt sie den Namen Magdalena, doch schon lange nennt sie sich schlicht Leni. Das ist nun auch ihr amtlicher Name.
Vermutlich hätten sich mehr Menschen für die gelernte Einzelhandelskauffrau gefreut, wenn diese nicht kurz zuvor gegen zwei Gesetzentwürfe gestimmt hätte, die es transgeschlechtlichen Menschen erleichtert hätte, ihren Vornamen und Personenstand zu ändern. Doch die SPD lehnte im Bundestag die Selbstbestimmungsgesetze von Grünen und FDP ab - und damit die Abschaffung des diskriminierenden Transsexuellengesetzes.
Viele transgeschlechtliche Menschen werfen der Politikerin nun Doppelmoral vor: weil sie das Recht auf Vornamensänderung, um etwa Irritation im Alltag zukünftig zu vermeiden, selbst in Anspruch nimmt, es transgeschlechtlichen Personen aber versagt. »Die Doppelmoral der SPD: Leni Breymaier wurde gar nicht als Leni geboren!« kommentiert eine Userin auf Twitter. In einem Facebook-Post zum Selbstbestimmungsgesetz habe sich Breymaier zudem transfeindlich geäußert. Dort erklärt die Gewerkschafterin, weshalb sie auch ohne Koalitionszwang gegen die Gesetze gestimmt hätte, und stellt die Frage, weshalb das »gefühlte Geschlecht juristisch über dem biologischen Geschlecht stehen« sollte. Kritik kam unter anderem von den Vorsitzenden der SPDqueer in Berlin.
Immense Menschenrechtsverletzungen: Gabriel_Nox Koenig vom Bundesverband Trans* über die im Bundestag gescheiterten Entwürfe für ein Selbstbestimmungsgesetz
Doch nicht nur in der queeren Community, sondern auch unter Sexarbeitenden gibt es Unmut über die Sozialdemokratin. Seit 2017 sitzt Breymaier im Bundestag und arbeitet dort zu Themen wie Altersarmut, Lohngleichheit und Prostitution - die sie am liebsten abschaffen würde. So ist die Abgeordnete auch Vorstandsmitglied beim Verein »SISTERS - für den Ausstieg aus der Prostitution!« und tritt immer wieder für ein Sexkaufverbot ein. Besonders im Zuge der Corona-Pandemie und dem zeitweiligen Berufsverbot für Sexarbeitende sprach sie von »massiver Gewalt und Ausbeutung« in Bordellen, wo Frauen teils »windelweich« geprügelt würden. Das sei Verleumdung und üble Nachrede, meinten mehr als 50 Bordellbetreibende und stellten Anfang des Jahres Strafanzeige gegen Breymaier.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.