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Havertz will jetzt einen EM-Stammplatz
Kai Havertz schießt den FC Chelsea gegen Manchester City zum Champions-League-Titel
Nach einem Jahr auf der Insel weiß auch der wohlerzogene Kai Havertz das derbe englische F-Wort zu benutzen - vor allem, wenn man ihm im größten Moment seiner jungen Karriere mit der 100-Millionen-Euro-Ablöse kommt. »Um ehrlich zu sein, im Moment gebe ich einen Fuck drauf. Wir haben die verfickte Champions League gewonnen. Wir feiern jetzt einfach nur«, sagte der Matchwinner im ersten Interview nach dem Triumph in der Königsklasse und brach mit Chelsea-Kapitän César Azpilicueta in kreischendes Gelächter aus.
Der TV-Moderator entschuldigte sich noch während der Sendung schmunzelnd für die »blumige Wortwahl«, Havertz ein paar Stunden später auf Twitter: »Entschuldigung für das Fluchen«, schrieb der Offensivspieler - und versah es mit einem Smiley. An diesem Abend hätten ihm die Chelsea-Fans fast alles verziehen. Havertz hatte das Finale in Porto gegen Manchester City mit seinem 1:0-Siegtreffer (43.) entschieden.
»Für mich geht ein Kindheitstraum in Erfüllung«, sagte der frühere Leverkusener, »seit ich fünf oder sechs bin, erinnere ich mich an jedes Champions-League-Finale.« Nun wird man sich für immer an ihn erinnern: Wie er kurz hinter der Mittellinie den Sprint anzog. Wie er den Traumpass von Mason Mount aufnahm und mit etwas Glück City-Torhüter Ederson umkurvte. Wie er den Ball mit links ins Tor schoss und mit rausgestreckter Zunge jubelte. Ein »unfassbares Gefühl« habe ihn in dem Moment erfüllt, so Kai Havertz.
»Er wird mal ein Superstar, eigentlich ist er es schon. Er hat uns die Champions League geschenkt«, sagte Azpilicueta fast schon ehrfürchtig über den 21 Jahre alten Deutschen: »Er hat es sich verdient, hatte eine schwere Saison. Aber seine Mentalität ist top.« In der Tat verlief Havertz’ Premierensaison in London schwierig: Anpassungsprobleme, Verletzungssorgen, Systemumstellung, Trainerwechsel, Corona-Erkrankung - und immer wieder dieses Gegenrechnen seiner Leistungen mit der Rekordablöse.
Im Finale bewies Havertz anders als Teamkollege Timo Werner, dass er ein Mann für die großen Spiele ist, nicht nur wegen seines Tores. »Das war ein Wahnsinnsabend vor allem für Kai Havertz«, schwärmte auch Joachim Löw. Für den Bundestrainer macht es die Sache nicht unbedingt leichter, denn für Havertz’ Position hat er unter dem Beifall der Fußballnation Thomas Müller zurückgeholt. Mit dem Hochgefühl eines Matchwinners im Champions-League-Finale wird nun auch Havertz Ansprüche auf einen EM-Stammplatz stellen, zumindest innerlich.
Löw hatte dem mit unendlich viel Talent gesegneten Offensivspieler für die nahe Zukunft »eine Schlüsselrolle« versprochen. Doch da Löw nach der EM abtritt und sich um Umbruchfragen nicht mehr scheren muss, könnte er auf Nummer sicher gehen und Müller den Vorzug geben. Freiwillig wird die Chelsea-Gruppe mit Havertz, Werner und Antonio Rüdiger aber nicht ins zweite Glied rücken. »Toni, Kai und ich gehen dort als Champions-League-Sieger sicher nicht mit schlechter Laune hin. Ich glaube, dass das etwas sehr Gutes werden kann«, sagte Werner. »Spätestens, wenn wir da ankommen.«
Das gestaltet sich wegen der Einreisebeschränkungen für Personen aus dem Virusvariantengebiet Großbritannien schwierig. Für das Vorbereitungscamp im österreichischen Seefeld sind Havertz und Co. zwar von der Quarantänepflicht befreit, »aber in Deutschland wird es zum Problem«, sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff. SID
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