Trotz Reform ein Notfall

Regierung billigt neue Regelungen zur Pflege - und erntet Kritik von vielen Seiten

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Mit dem Versprechen einer Pflegereform hatte die Bundesregierung hohe Erwartungen geweckt. Was nun am Mittwoch im Bundeskabinett beschlossen wurde, löste vor allem Enttäuschung aus. Deutlich ausgesprochen wird das von der pflegepolitischen Sprecherin der Linken, Pia Zimmermann: »Die Lohnlücke zwischen Alten- und Krankenpflege wird nicht geschlossen, Menschen mit Pflegebedarf werden erst ab dem zweiten Jahr im Heim finanziell spürbar entlastet, obwohl die Überlastung sofort akut ist, pflegende Angehörige bekommen nicht mal das Entlastungsbudget, das im Koalitionsvertrag versprochen wurde.« Die nötigen Verbesserungen in der Pflege könnten solide finanziert werden, so Zimmermann, indem alle Menschen in eine Solidarische Pflegevollversicherung einzahlen. Auch der DGB fordert eine solche Lösung, eine »Pflegebürgerversicherung für alle«.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz Eugen Brysch warf der Bundesregierung vor, Pflegebedürftige und Pflegekräfte gegeneinander auszuspielen. Caritas und Diakonie verlangten eine wirksamere Deckelung der Eigenanteile. Pflegebedürftigkeit müsse für alle Menschen bezahlbar sein, erklärten die Präsidenten der kirchlichen Verbände.

Der BIVA-Pflegeschutzbund zeigt sich empört über das, was von der versprochenen Pflegereform übriggeblieben ist. Es gebe zwar Verbesserungen bei der Bezahlung der Beschäftigten - allerdings voll zu Lasten der Betroffenen. »Die vermeintlichen Entlastungen für die Bewohnerinnen und Bewohner sind reine Schönfärberei«, sagte der BIVA-Vorsitzende Manfred Stegger.

Auch diverse Arbeitgeberverbände sehen in den Reformplänen nicht mehr als einen faulen Kompromiss. Im Kern fürchten sie durch die neuen tariflichen Regelungen reduzierte Gewinnmöglichkeiten in ihrem Geschäftsbereich. nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -