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Autofirma Tesla will Bahnstrecke kaufen
Gespräche mit der Deutschen Regionaleisenbahn über Anschlussgleis zur Fabrik nach Grünheide
Fünf Tische sind besetzt im Biergarten des griechischen Restaurants »Dionysos« am Bahnhof Fangschleuse. Ein Kellner hat am Samstagnachmittag gerade zwei Gästen ihre Speisen serviert. Zwei Kollegen warten auf weitere Bestellungen. Nebenan auf dem Bahnhof warten acht Fahrgäste auf den Regionalzug nach Berlin. Aber bis der eintrifft, rollen erst einmal zwei Güterzüge durch, und es kommt zunächst auch erst noch der Personenzug in der Gegenrichtung nach Frankfurt (Oder). Nur ganz kurz öffnen zwischendurch die Schranken am Bahnübergang, einmal bleiben sie bis zum nächsten Zug gleich geschlossen. Ein Pärchen wartet und wartet, bis es die Gleise endlich überqueren darf.
Künftig wird es einfacher, hier von einem Bahnsteig zum anderen zu wechseln. Es soll eine Fußgängerbrücke errichtet werden. Das hat Brandenburgs Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) am vergangenen Donnerstag im Infrastrukturausschuss des Landtags angekündigt. Die Errichtung gehört zu einem Bündel von Verkehrsprojekten im Umfeld der Autofabrik, die der US-Konzern Tesla in Grünheide (Oder-Spree) baut.
Fritz Viertel, Landesvorsitzender des Verkehrsclubs VCD, hält die Brücke für sinnvoll, gerade weil Fahrgäste der Bahn bei geschlossener Schranke warten müssen und der eine oder andere versucht ist, die Gefahr nicht zu achten und noch schnell durchzuschlüpfen, wenn sein Zug schon kommt.
Auch der Landtagsabgeordnete Christian Görke (Linke) begrüßt die Errichtung einer solchen Fußgängerbrücke. »Ich bin aber nach wie vor dafür, dass sich Tesla an der Finanzierung beteiligt«, sagt er. »Denn wir machen das ja nicht für die Bevölkerung, sondern für die Belegschaft der Autofabrik.«
Indessen will der US-Konzern das Anschlussgleis zu seinem Werksgelände kaufen. Es handelt sich um mehrere hundert Meter Schiene von Fangschleuse bis zum Güterverkehrszentrum Freienbrink. Diese Strecke gehört momentan der Deutschen Regionaleisenbahn (DRE). Sie wurde 1993 vom Bahnkunden-Verband gegründet, um Strecken zu übernehmen und so vor der Stilllegung und Demontage zu bewahren.
Davon kann jetzt im Falle des Anschlussgleises zur Autofabrik nicht mehr die Rede sein. Im Gegenteil: Tesla möchte das Material für seine Elektroautos möglichst komplett per Bahn anliefern zu lassen und auch die fertigen Fahrzeuge auf diesem Wege abtransportieren. Ob das wirklich zu 100 Prozent so gemacht wird, vermag VCD-Landeschef Viertel nicht zu sagen. Ökologisch sinnvoll wäre es aber, weil es einen gigantischen Lkw-Verkehr vermeidet. Alles andere wäre aber auch unrealistisch. Wie Viertel weiß, verfügen alle großen Autofabriken über einen Gleisanschluss, da sich beispielsweise schwere Stahlblechrollen nur schwer über lange Strecken mit Lastern transportieren lassen. Bei Tesla solle denn auch das Gleis direkt bis in die Werkshalle hineinführen.
Der Konzern könnte der DRE Trassenbenutzungsgebühren zahlen. Er muss das Gleis nicht kaufen, will es aber offenbar tun. Wie Verkehrsminister Beermann sagte, laufen zwischen beiden Seiten Verkaufsgespräche. Diese Auskunft überrascht den Abgeordneten Görke. Bisher war sein Kenntnisstand, dass die DRE das Gleis auf gar keinen Fall veräußern wolle. Das habe sie bei einer Anhörung sehr klar so formuliert. »Aber Geld regiert die Welt«, stellt Görke nun fest. »Hier zeigt sich wieder einmal, dass sich Elon Musk offenbar alles kaufen kann.«
Tesla-Boss Elon Musk galt als reichster Mensch der Welt, bis ihm im vergangenen Jahr Jeff Bezos, der Gründer des Lieferdienstes Amazon, diesen Rang ablief. Verantwortlich dafür war, dass während der Corona-Pandemie, als weltweit Geschäfte geschlossen waren, die Lieferdienste gute Geschäfte machen konnten, aber auf der anderen Seite auch Kursverluste der Tesla-Aktien.
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Das Anschlussgleis wird sich Elon Musk dennoch leisten können. Es ist nur die Frage, ob die DRE nicht nur mit sich reden, sondern auch handeln lässt. Dazu kann das Verkehrsministerium weiter nichts sagen. Es verweist an die an den Verkaufsgesprächen beteiligten Unternehmen. Auf nd-Nachfragen haben sowohl die Regionaleisenbahn als auch Tesla vorerst noch nicht reagiert.
»Wenn die Übernahme der Gleise dazu führt, dass die hochgesteckten Ziele beim An- und Abtransport per Bahn erreicht werden, dann finden wir das sehr gut«, sagt Fritz Viertel vom Verkehrsclub. Er hat die Sorge, dass die Verkehrsinfrastruktur rund um die Autofabrik erst in fünf Jahren fertig wird. Übergangsweise müssten dann einige Jahre lang sehr viele Lkws anrollen. Ein Verkehrsinfarkt droht. Insofern sei es vernünftig, sagt Viertel, dass der Produktionsstart auf 2022 verschoben wurde. Ursprünglich sollten bereits im Sommer 2021 die ersten Fahrzeuge vom Band rollen.
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