- Kommentare
- CDU und Kai Wegener
Mit einem Sieg nichts gewonnen
MEINE SICHT: Andreas Fritsche zum aussichtslosen Ziel der CDU, das Land Berlin zu regieren
Es gehört zu den eisernen Regeln der Wahlkampftaktik, nie einzugestehen, dass man keine Chance hat. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz macht derzeit vor, wie man die Rolle des Zuversichtlichen spielen kann, ohne sich gleich komplett lächerlich zu machen. Eine traurige Figur gibt er dennoch ab.
In der Berliner CDU hat Kai Wegener die Aufgabe, das Unmögliche als möglich erscheinen zu lassen, um bei der Abgeordnetenhauswahl im September mit einem besseren Ergebnis als den 17,6 Prozent von vor fünf Jahren abzuschneiden, vielleicht sogar die Nase vorn zu haben - und dann doch wieder in der Opposition zu landen. Überraschungen kann es zwar immer geben. Doch lassen die Umfrage- und Erfahrungswerte im Moment die Schlussfolgerung zu, dass es keinen Senat unter einem Regierenden Bürgermeister Kai Wegener geben wird. Dem Politiker fehlen dafür einfach die geeigneten Koalitionspartner. Das Ergebnis der FDP genügt nicht für ein schwarz-gelbes Bündnis. Es würde nicht einmal reichen, wenn man noch die AfD hinzunähme, die von CDU-Generalsekretär Stefan Evers allerdings als »Feind« eingestuft wird.
Es bleibt der CDU als Wahlkampfstrategie nur der Zweckoptimismus. Nicht von ungefähr rät der Bundesvorsitzende Armin Laschet, nicht so sehr auf die Umfragen zu schauen. Denn das dämpft den Enthusiasmus. Nicht von ungefähr wird beim Parteitag der Berliner CDU am Samstag ein aufmunterndes Grußwort des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) eingespielt, der die Landtagswahl 2019 noch auf den letzten Metern gewann. Kretschmar kann aber gar kein Vorbild sein. In Sachsen ging es den Bürgern darum, einen Wahlsieg der AfD zu verhindern. Da besteht in Berlin keine Gefahr. Der AfD droht hier im Gegenteil, schwächste Kraft im Abgeordnetenhaus zu werden, wenn die FDP noch an ihr vorbeizieht. Kai Wegner wird das alles sehr gut wissen. Er darf es nur nicht laut aussprechen.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.