• Politik
  • Einzelhandel und Logistik

Verdi kündigt Arbeitsniederlegungen bei Amazon an

Gewerkschaft fordert Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels - dort laufen aktuell Tarifverhandlungen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten in sieben deutschen Versandzentren des US-Konzerns Amazon dazu aufgerufen, von Montag bis Mittwoch die Arbeit niederzulegen. Anlass ist der sogenannte »Prime Day« des Unternehmens am 21. und 22. Juni, zu dem es mit Sonderangeboten wirbt. Nach Gewerkschaftsangaben vom Sonntag sollen die Standorte Werne, Leipzig, Rheinberg, Bad Hersfeld (zwei Zentren), Koblenz und Graben betroffen sein.

Am Montagmorgen zählte eine Verdi-Sprecherin in Graben etwa 300 Menschen, die ihrem Arbeitsplatz fernblieben. Insgesamt arbeiteten an dem Standort im Landkreis Augsburg über alle sechs Schichten verteilt rund 1800 Frauen und Männer. Seit Sonntagabend seien sie aufgerufen, sich an der bis Samstagnacht geplanten Aktion zu beteiligen, sagte die Sprecherin.

»Amazon setzt Millionen für die Werbung ein und macht an den Aktionstagen Milliardenumsätze. Den Kundenansturm müssen die Beschäftigten in den Versandzentren bewältigen und bekommen für die zusätzlich verschärfte Arbeitsbelastung keinen Cent mehr«, sagte der Verdi-Verantwortliche für den Einzel- und Versandhandel, Orhan Akman. »Die Gewinne fließen allein in die Taschen des Konzerns und seiner Shareholder, während den Beschäftigten weiterhin eine tarifvertragliche Entlohnung sowie gute und gesunde Arbeitsbedingungen verwehrt werden.«

In einer Stellungnahme verwies Amazon darauf, dass das Unternehmen bereits jetzt »eine exzellente Bezahlung« sowie ebensolche Zusatzleistungen und Karrierechancen biete - »und das alles in einer sicheren, modernen Arbeitsumgebung«. Erst vor kurzem hatte es angekündigt, in seinen deutschen Versandzentren ab Juli einen Einstiegsstundenlohn von 12 Euro brutto einzuführen. Im Herbst 2022 soll dieser auf 12,50 Euro steigen.

Dazu hieß es bei Verdi, die Erhöhung der Einstiegsgehälter sei »zynisch und fern von Anerkennung und Respekt gegenüber den Beschäftigten durch den Konzern«. Die Gewerkschaft kritisiert Amazon seit Jahren dafür, dass der Konzern Tarifverträge ablehnt. Sie fordert die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels sowie Verhandlungen über einen Tarifvertrag »Gute und gesunde Arbeit«. Im Einzel- und Versandhandel laufen aktuell Tarifverhandlungen. dpa/nd

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.