Der Fernblick, so nah an der Ostsee

Brandenburger Politiker verbringen ihre freien Tage in Urlaubsgebieten am Meer und in den Bergen

  • Lesedauer: 3 Min.

Potsdam. Auch Brandenburgs Spitzenpolitiker haben in den Sommerferien Urlaubspläne - die allerdings, wie für viele Bürger, unter den Bedingungen der Corona-Pandemie oft geändert werden mussten. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) ist davon diesmal aber nicht betroffen: Der 59-Jährige fährt mit seiner Frau und seiner Tochter wie jeden Sommer an die Ostsee, wie der Regierungschef auf Anfrage verriet. »Der Horizont ist weit - da lässt sich in die Ferne blicken«, meinte Woidke. »Ist ja manchmal auch gut.«

Als Urlaubslektüre nimmt sich der Ministerpräsident diesmal Juli Zehs aktuellen Roman »Über Menschen« mit. »Schon von ihrem Buch «Unterleuten» war ich begeistert«, sagte er. »Ich freu’ mich drauf: Im Strandkorb sitzen, gemütlich lesen und das Rauschen der Wellen hören.«

Auf das Rauschen der Ostseewellen freut sich auch Innenminister Michael Stübgen (CDU) - allerdings nicht am Strand, sondern aktiv auf dem Wasser: Der Vize-Ministerpräsident plane einen Segelurlaub auf der Ostsee, berichtete ein Ministeriumssprecher.

Agrarumweltminister Axel Vogel (Grüne) zieht es dagegen in die Berge. »Nachdem ich meine süddeutsche Verwandtschaft seit letztem Herbst coronabedingt nicht mehr besuchen konnte, werden wir unseren Sommerurlaub zu einem gemeinsamen Bergurlaub mit meinem Bruder in Südtirol nutzen«, berichtete Vogel. Dort wolle er mit möglichst viel Bewegung an der frischen Luft die geschundene Kondition bei Bergwanderungen wieder aufbauen. Um das Ansteckungsrisiko zu verringern, gebe es dabei aber auch Einschränkungen, sagte der Minister: »Das heißt unter anderem: keine mehrtägigen Hüttentouren.«

Seine Parteifreundin und Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher will nicht so weit reisen und hat aus familiären Gründen auch noch keine konkrete Planung. »Wir erwarten in Kürze unser erstes Enkelkind und haben deshalb noch nichts gebucht«, antwortete sie. Im vergangenen Jahr habe sie mit ihrem Mann eine Ferienwohnung in Thüringen gemietet zum Radeln und Wandern. »Corona hat uns wieder gezeigt, wie viele schöne Urlaubsregionen und Ausflugsziele in der Natur wir in unserem Land haben und dass man auch hierzulande viel erleben und wunderbar entspannen kann.«

Weniger entspannen kann dagegen ihre Kabinettskollegin, Finanzministerin Katrin Lange (SPD). Denn weil sie den Landeshaushalt für 2022 nicht pünktlich vor den Sommerferien aufstellen konnte, muss sie nun »nachsitzen« und weitere »Chef-Gespräche« mit den Ministerkollegen über Einsparungen führen. Statt der geplanten drei Wochen Urlaub gebe es für die Finanzchefin daher nur eine Woche Ferien an der Ostsee, berichtete Ministeriumssprecher Ingo Decker. Darüber hinaus wäre Lange endlich gerne mal vom neuen Hauptstadtflughafen in einen Urlaub geflogen, erklärte Decker. Das Ziel hätte die Ministerin dann kurzfristig je nach Corona-Lage gewählt. Denn Lange sei zwar Mitglied der Gesellschafterversammlung der Flughafengesellschaft, aber bislang noch nicht vom BER abgeflogen. »Dabei wird es nun wohl auch bleiben«, meinte Decker mit Blick auf das Nacharbeiten wegen des Haushalts.

Dagegen kann sich der Fraktionschef der oppositionellen Linke im Landtag, Sebastian Walter, voraussichtlich auf eine Flugreise in den Süden freuen. Doch auch für ihn gilt ein Corona-Vorbehalt: »Ich werde - so denn die Bedingungen so bleiben und die Infektionszahlen niedrig - mit meiner Frau Mitte Juli für zehn Tage nach Kreta zu Freunden fliegen.« Ansonsten geht es für Walter im Wahlkampf auf eine Sommertour durch Brandenburg.

Wahlkampf spielt auch für Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) eine Rolle. »Für Ministerin Ernst geht es mit ihrem Mann ein paar Tage ins Allgäu«, teilte ihre Sprecherin knapp mit. All zu viel Zeit wird Ernsts Ehemann Olaf Scholz für Urlaub diesmal auch kaum haben: Denn der Bundesfinanzminister muss sich als SPD-Kanzlerkandidat intensiv in den Wahlkampf stürzen. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.