EU-Impfausweis ist kein Freifahrtschein

Bereits 200 Millionen Zertifikate in Europa ausgestellt. Unklarheiten um Curevac-Impfstoff

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Brüssel. Zum offiziellen Start des EU-Impfnachweises am Donnerstag sind in Europa laut EU-Kommission 200 Millionen Zertifikate ausgestellt worden. Damit sollen Bürger europaweit frische Tests, Impfungen und Genesungen nachweisen können. Vom Sommerurlaub bis zu Ausflügen in Nachbarländer sollen viele Freizeitaktivitäten vereinfacht werden. Die Regeln, wofür Nachweise gebraucht werden, unterscheiden sich von Land zu Land. So können Reisende mit einem Impfnachweis in mehreren Ländern Quarantäne vermeiden. Sie werden auch für Besuche in Restaurants oder von Kulturveranstaltungen benötigt. Alle EU-Länder sowie Norwegen, die Schweiz und Island sind an die nötige Technik für das Zertifikat angeschlossen.

Doch der EU-Impfausweis soll kein Freifahrtschein für einen sorglosen Sommer werden. Fluggesellschaften warnen wegen zusätzlicher Kontrollen vor Warteschlangen beim Check-in. Darüber hinaus haben die Mitgliedstaaten weiter die Möglichkeit, etwa wegen der ansteckenden Delta-Variante, Reisebeschränkungen zu verhängen.

Das Zertifikat besteht aus einem QR-Code, der gescannt werden kann. Eine digitale Signatur soll dafür sorgen, dass es fälschungssicher ist. Der Nachweis kann auf Mobilgeräten gespeichert oder ausgedruckt mitgeführt werden. Eine elektronische EU-Plattform stellt sicher, dass die Echtheit europaweit überprüft werden kann. Impfungen können auch durch einen herkömmlichen Impfpass nachgewiesen werden.

Indes wurde bekannt, dass das Tübinger Unternehmen Curevac davon ausgeht, dass die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA seinen Impfstoff trotz geringer Wirksamkeit zulassen wird. »Die Population der 18- bis 60-Jährigen ist besonders begünstigt von unserem Impfstoff. Darüber haben wir mit der EMA gesprochen«, sagte Vorstandschef Franz-Werner Haas am Donnerstag. Das Präparat zeigt einer finalen Analyse zufolge eine Wirksamkeit von 48 Prozent gegen eine Erkrankung über alle Altersgruppen hinweg. In der Altersgruppe zwischen 18 und 60 Jahren liegt die Wirksamkeit bei 53 Prozent gegen eine Erkrankung jeglichen Schweregrades und bei 77 Prozent gegen einen moderaten und schweren Krankheitsverlauf. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach geht davon aus, dass die EMA den Impfstoff nicht zulässt. »Wenn es Impfstoffe gibt, die so viel stärker sind, wie Moderna und Biontech, wie mit Abstrichen auch Johnson & Johnson und Astra-Zeneca, dann gibt es keinen Platz für einen Impfstoff, der nicht so gut ist.« Agenturen/nd

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